taz.de -- Nach Ansprache in Dresden: Ermittlungen gegen Höcke eingestellt

Die Rede des AfD-Politikers erfülle nicht den Tatbestand der Volksverhetzung, sagt die Staatsanwaltschaft. Die Äußerungen seien von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Bild: Seine Dresdner Rede war nicht die erste, mit der er für Empörung gesorgt hat

Dresden afp | Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Thüringens AfD-Chef Björn Höcke wegen dessen Äußerungen zum Berliner Holocaustmahnmal und zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit eingestellt. Dessen [1][umstrittene Dresdner Rede] erfülle weder den Tatbestand der Volksverhetzung noch handle es sich um eine Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Insgesamt lagen 91 Strafanzeigen gegen Höcke vor.

[2][Auf einer Veranstaltung der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative in Dresden hatte Höcke Mitte Januar offensichtlich unter Anspielung auf das Holocaustmahnmal in Berlin von einem „Denkmal der Schande“ gesprochen.] Zudem sprach er von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“ und forderte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Mit seinen Äußerungen löste er bundesweit Empörung aus.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sind die Äußerungen vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Der „objektive Sinn“ von Höckes Rede sei eine radikale Kritik an der Art und Weise der Vergangenheitsbewältigung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dabei handle es sich nicht um Volksverhetzung.

Weil sich die Rede auch nicht direkt an die NS-Opfer gerichtet habe, sei auch keine Strafbarkeit wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener nachweisbar, erklärte die Staatsanwaltschaft.

[3][Wegen der Rede hatte der AfD-Bundesvorstand mehrheitlich ein Parteiausschlussverfahren gegen Höcke beschlossen.] Als treibende Kraft hinter dem vom Bundesvorstand beschlossenen Verfahren gilt AfD-Kochefin Frauke Petry. In dem anstehenden Verfahren muss nun zunächst das Landesschiedsgericht der AfD Thüringen über den beantragten Parteiausschluss entscheiden.

1 Mar 2017

LINKS

[1] /Bjoern-Hoeckes-Dresden-Rede/!5372797
[2] /Kritik-an-Holocaust-Gedenken/!5376031
[3] /AfD-Vorstand-will-Hoecke-ausschliessen/!5383368

TAGS

Schwerpunkt AfD
Holocaust
Björn Höcke
Holocaust-Mahnmal
Holocaust-Gedenktag
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD

ARTIKEL ZUM THEMA

AfD-Vize in Thüringen tritt zurück: Höckes AfD ist zu rechtsextrem

In Thüringen tritt die AfD-Vizechefin, Steffi Brönner, zurück. Zentrale Funktionen im Landesverband würden durch Neonazis besetzt, sagt sie.

Vor dem AfD-Parteitag in Köln: Frauke Petry stellt die Machtfrage

Die Parteichefin fordert, dass sich die AfD zwischen zwei Strategien entscheidet. Man könnte auch sagen: zwischen ihr und dem Gauland-Höcke-Duo.

Machtkampf in der AfD: Petry erwägt Rückzug aus der Politik

AfD-Parteichefin Frauke Petry hat offenbar genug von der Politik. In ihrer Partei wird sie vor dem Bundesparteitag im April ohnehin heftig kritisiert.

AfD-Vorstand will Höcke ausschließen: Der Machtkampf ist eröffnet

Der AfD-Bundesvorstand startet ein Ausschlussverfahren gegen ihren Rechtsaußen Björn Höcke. Der Ausgang ist ungewiss.

Gedenktag für die Opfer des Holocaust: Höcke in Buchenwald unerwünscht

Der AfD-Politiker Björn Höcke beschwerte sich über das Holocaust-Gedenken in Deutschland. Am Gedenktag ist er nun im ehemaligen KZ Buchenwald nicht willkommen.

Umgang der AfD mit Björn Höcke: Als Buße nur „Ordnungsmaßnahmen“

Co-Parteichefin Petry konnte sich offensichtlich nicht durchsetzen. Björn Höcke darf AfD-Mitglied bleiben. Das beschloss der Parteivorstand in einer Telefonkonferenz.

Justizminister Maas nach Höcke-Rede: Das „rechtsradikale Gesicht“ der AfD

Die AfD habe es offenbar abgesehen, die neue politische Heimat für Neonazis zu werden, sagt der Justizminister. Selbst Unionsfraktionschef Kauder ist empört.

Nach AfD-Skandalrede in Dresden: Höcke wird Fall für Verfassungsschutz

Das Thüringer Landesamt prüft die Dresden-Rede des AfD-Funktionärs. Mehrere Politiker fordern, die gesamte Partei unter Beobachtung zu nehmen.

Reaktionen auf Björn Höckes Rede: Verfassungsschutz gefordert

Mit seinen Äußerungen zum Holocaust-Gedenken hat der AfDler für Entsetzen gesorgt. Er und die AfD stehen nun zunehmend in der Kritik der Öffentlichkeit.

Björn Höckes Dresden-Rede: Zurück in die Vergangenheit

Der Thüringer AfD-Chef will mit seinen Aussagen die Erinnerungspolitik umkrempeln. Er möchte eine deutsche Siegergeschichte durchsetzen.

Reaktionen auf Björn Höckes Rede: Im Dauerkampf

Nach der Dresden-Rede des AfD-Rechtsaußen bricht ein Proteststurm los. Parteichefin Frauke Petry geht auf Distanz.

Kritik an Holocaust-Gedenken: Empörung über Höcke-Rede

Er ist für gezielte Provokationen bekannt. Bei einer Rede in Dresden spottet der AfD-Politiker über das Gedenken an die Shoah – und testet so erneut Grenzen aus.