taz.de -- Kommentar Datenschutz bei WhatsApp: Einfach mal den Anbieter wechseln

Unternehmen mit Marktmacht verwenden Nutzerdaten, wie es ihnen beliebt. Dagegen hilft nur Transparenz oder der Wechsel zu anderen Anbietern.
Bild: Und wenn sonst nichts hilft: Maske kaufen

Marktmacht ist super. Zumindest für Unternehmen, die sie haben. WhatsApp schickt persönliche Nutzerdaten an Konzernmutter Facebook weiter? Kein Problem – dass massenhaft Nutzer abwandern, ist eher unwahrscheinlich. Sind doch alle auf WhatsApp. Freunde, Kollegen, der Fußballverein. Ob zweifelhafter Umgang mit Händlern bei Amazon, Klarnamenpflicht bei Facebook oder die Rechte, die sich Snapchat herausnimmt, um Nutzerinhalte weiterzuverarbeiten – das alles sind Symptome desselben Problems.

Denn Marktmacht ist nicht nur super für Unternehmen. Sondern – erst einmal – auch für die Nutzer. Deshalb gibt es den Netzwerkeffekt, der dazu führt, dass alle dort hingehen, wo alle sind. Und das ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass Unternehmen wie Facebook, WhatsApp oder auch Instagram so erfolgreich sein können. Etwas aufgefallen? Genau: Die drei gehören längst zusammen. Eine Entwicklung, die noch lange nicht am Ende ist, denn die Menge der sammelbaren Daten steigt. Ob über Virtual-Reality-Brillen, selbst fahrende Autos oder medizinische Hilfsmittel.

Die Nutzer selbst bekommen davon wenig mit, und das sollte sich ändern. Dabei kann die Lösung nicht sein, dass jeder knapp 20 Seiten Nutzungsbedingungen von WhatsApp lesen und verstehen können muss – mündiger Verbraucher hin oder her. Die Formulierungen sind meist derart verklausuliert, dass sich kaum jemand vorstellen kann, was genau mit den Daten passiert.

Vielversprechender wäre: Transparenz. Wenn jede Nutzerin und jeder Nutzer, etwa jährlich, eine Datei zugeschickt bekommt, in der sämtliche Daten aufgelistet sind, die ein Konzern über ihn hat, und in der erklärt ist, was mit diesen Daten gemacht wurde – das dürfte sicher einige zum Wechseln bewegen. Die gute Nachricht: Das muss nicht das Ende des digitalen Daseins bedeuten. Alternative, nutzerfreundlichere Anbieter gibt es für viele Bereiche. Zumindest noch.

1 Nov 2016

AUTOREN

Svenja Bergt

TAGS

WhatsApp
Schwerpunkt Meta
Datenschutz
Snapchat
Instagram
SMS
Virtual Reality
Datenschutz
Amazon
Internet
Browser
WhatsApp
Schwerpunkt Meta
Datenschutz

ARTIKEL ZUM THEMA

Die SMS wird 25 Jahre alt: Die Zukunft des Simsen

Am 3. Dezember 1992 wurde die erste SMS verschickt. Der einst beliebte Kommunikationsdienst wurde inzwischen von WhatsApp und Co. abgelöst.

Virtual-Reality-TV: Komplett neue Art der Fiktion

Bisher bedient Virtual Reality vor allem die Bereiche Porno, Sport und Naturdokus. Eine erzählerische Anwendung erfordert komplett neue Formate.

Geschäfte, die nach der Postleitzahl fragen: Die 25541 gegen's Datensammeln

Der Liedermacher Christoph Weiherer ruft zu zivilem Ungehorsam auf. Er will die großen Konzerne mit Verwirrung ärgern.

Smart-Home von Amazon: Die Abhörwanze von IM Alexa

Der Lautsprecher Echo und seine KI Alexa lernen alles über ihre Nutzer – wirklich alles. Kunden werden so gläsern und bezahlen noch dafür.

Verkaufte Nutzerdaten von Webbrowsern: „Web of Trust“ entfernt

Mozilla und Google verbannen die umstrittene WoT-Erweiterung aus ihren Angeboten. Das reicht nicht allen Usern.

Browser-Add-on „Web of Trust“: Offenbar Nutzer ausgespäht

Die Browser-Erweiterung „Web of Trust“ soll schützen. Nun steht die Software im Verdacht, die Daten von Millionen Anwendern zu sammeln.

Datentransfer von Whatsapp zu Facebook: Quer durch's gesamte Telefonbuch

EU-Datenschützer fordern einen Stopp des Datenaustauschs zwischen WhatsApp und Facebook. Den Konzern interessiert das wenig.

Streit um Datenschutz bei WhatsApp: Facebook muss löschen

Die Weitergabe von Daten wie etwa Telefonnummern an Facebook ist laut EU-Recht illegal, sagt Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar.

Datenschutz in Deutschland: Verbraucherschützer gegen WhatsApp

Verbraucher verlieren zunehmend die Hoheit über ihre Daten. Die deutschen Verbraucherzentralen gehen jetzt gegen WhatsApp vor.