taz.de -- Nigerias Präsident Buhari in Berlin: Hilfe gibt's zuhause
Die EU wird mit Nigeria über die Abschiebung von nigerianischen Flüchtlingen verhandeln. Es geht um „Hunderte“ Menschen.
Berlin taz | Am Anfang verhaspelte sich die Bundeskanzlerin beim Vornamen ihres Gastes, während Nigerias Präsident ständig der Ohrstecker für die Simultanübersetzung herunterfiel. Als diese Probleme gelöst waren, stellte Angela Merkel bei ihrer Pressekonferenz mit Muhammadu Buhari am Freitag nachmittag fest, in den deutsch-nigerianischen Beziehungen stecke „großes Potenzial“.
„Wir wollen Nigeria beistehen“, sagte Deutschlands Regierungschefin nach ihrem Treffen mit Nigerias Präsident im Rahmen von dessen dreitägigem Deutschland-Besuch.
Deutschland wolle für junge Nigerianer „vor Ort Zukunftsperspektiven schaffen“, betonte Merkel. Gemeint sind Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Engagement deutscher Unternehmen in Nigeria.
Wer auswandert, wird es hingegen schwerer haben. In diesem Monat begännen Verhandlungen zwischen Nigeria und der EU-Kommission über ein Rückführungsabkommen für illegal eingereiste Nigerianer, so Merkel. Die Anerkennungsquote für nigerianische Asylsuchende in Deutschland betrage lediglich 8 Prozent – die anderen müssten zurück. Es gehe um „Hunderte“ von Menschen.
Beide lobten „erhebliche Erfolge“ im Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, deren Krieg im Nordosten Nigerias und angrenzenden Regionen Kameruns, Nigers und Tschads laut Merkel elf Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat. Boko Haram kontrolliere „keine einzige Gemeinde“ mehr, so Buhari: „Wir haben sie praktisch entfernt.“
Gelächter über Sexismus
Erst am Donnerstag hatte Boko Haram weitere 21 Mädchen aus den Reihen der im Jahr 2014 entführten Chibok-Geiseln freigelassen. Die Terrortruppe halte jetzt noch rund 100 der anfangs 276 gekidnappten Schulmädchen, sagte Buhari und dankte der UNO für ihre Beteiligung an der Freilassungsaktion, ohne Einzelheiten zu nennen.
Für Gelächter sorgte die Frage eines nigerianischen Journalisten an seinen Präsidenten zu einem Interview, das seine Frau in seiner Abwesenheit der BBC gegeben hatte. Darin hatte Aisha Buhari gesagt, ihr Mann habe seine Regierung nicht im Griff und wenn das so bleibe, werde sie seine Wiederwahl 2019 nicht unterstützen.
Der 73jährge Muhammadu Buhari sagte dazu, er wisse nicht, welche Partei seine Frau unterstütze, aber „sie gehört in meine Küche und in mein Wohnzimmer und in das andere Zimmer“. Merkel stand sprachlos daneben.
14 Oct 2016
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