taz.de -- Nach Anschlag auf Philippinen: Duterte setzt auf das Militär
Über ein Dutzend Menschen sind bei einem Anschlag auf den Philippinen getötet worden, mehr als 70 erlitten Verletzungen. Der Präsident kündigt Sondereinsätze an.
DAVAO dpa | Nach dem Terroranschlag auf den Philippinen mit mindestens 14 Toten und mehr als 70 Verletzten hat Präsident Rodrigo Duterte Sondereinsätze des Militärs angekündigt. Er deklarierte am Samstag einen „Zustand der Gesetzlosigkeit“: Damit erlaubt ihm die Verfassung, Soldaten etwa für Hausdurchsuchungen, Autokontrollen und andere Aufgaben zum Erhalt der öffentlichen Sicherheit einzusetzen.
Die islamistische Terrororganisation Abu Sayyaf bekannte sich zu dem Anschlag und kündigte weitere Gewalttaten an. Im ganzen Land wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.
„Dies sind außergewöhnliche Zeiten“, sagte Duterte im Morgengrauen am Anschlagsort in Davao, seiner Heimatstadt. Er war dort Jahrzehnte Bürgermeister gewesen, ehe er im Mai mit dem Versprechen, die Kriminalität mit rigorosen Methoden zu bekämpfen, zum Präsidenten gewählt wurde.
Es handele sich nicht um einen Ausnahmezustand, betonte Duterte. Das würde etwa die Bürgerrechte wie Versammlungsfreiheit einschränken.
Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft
Die Millionenstadt Davao liegt auf der Insel Mindanao im Süden des Landes. Dort sind seit Jahrzehnten muslimische Terroristen aktiv. Bei dem Anschlag detonierte am belebten Roxas-Nachtmarkt in Davao am Freitagabend um 23.00 Uhr Ortszeit ein Sprengsatz.
„Es war beängstigend“, berichtete ein Besucher, Alan Aguilar, im Fernsehen. Die Explosion sei ohrenbetäubend gewesen, der Markt in dicke Rauchwolken gehüllt. Die Menschen seien in Panik herumgelaufen. Viele hätten um Hilfe geschrien. „Die, die nicht verletzt waren, schienen die Orientierung verloren zu haben“, sagte er.
Der Anschlag gilt als Vergeltung für eine laufende Militäroffensive gegen die Extremisten. Dabei waren nach Armeeangaben in den vergangenen Wochen 30 Dschihadisten und 15 Soldaten ums Leben gekommen. Ein Sprecher der Abu Sayyaf drohte weitere Taten an, wie Medien berichteten. Im ganzen Land wurden Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Am Flughafen wurden die Kontrollen verschärft, ebenso die Bewachung von Regierungsgebäuden. Duterte sagte einen geplanten Besuch in Brunei ab.
Polizeichef Ronald de la Rosa äußerte Zweifel an der Urheberschaft von Abu Sayyaf. Es könnten auch Drogendealer verantwortlich sein, die dem Präsidenten für seine kompromisslose Verfolgung von Rauschgifthändlern einen Denkzettel verpassen wollten, sagte er.
Seit Dutertes Amtsantritt im Juni sind mehr als 1000 Verdächtige bei Polizeieinsätzen umgekommen. „Vielleicht denken diese Narco-Terroristen, wir würden unsere Anti-Drogen-Kampagne zurückfahren“, sagte de la Rosa in Manila. „Das wird nicht passieren.“
3 Sep 2016
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Erstmals seit Jahren dringt eine Islamistengruppe in eine Touristenhochburg vor. Zuvor hatten Botschaften vor möglichen Entführungen auf der Urlaubsinsel gewarnt.
Auslandskorrespondent*innen erzählen von Orten, an denen der Terror zum Alltag gehört.
Der philippinische Senatorin Leila de Lima steht ein Verfahren wegen Drogenhandels bevor. Ihr Umfeld ist davon überzeugt, dass die Vorwürfe erfunden sind.
Rund sechs Millionen arme Frauen sollen kostenlos Verhütungsmittel erhalten. Das beschloss Präsident Duterte gegen den Willen der katholischen Kirche.
Die Menschenrechtler von Human Rights Watch fordern Ermittlungen gegen Rodrigo Duterte. Der philippinische Präsident soll jemanden erschossen haben.
Der philippinische Staatschef Rodrigo Duterte nennt seine Kritiker gerne „Hurensohn“. Diesmal traf es den US-Präsidenten. Er bedauert offiziell seine Äußerung.
IS-Unterstützer auf den Philippinen haben offenbar acht Kameraden aus einem Gefängnis befreit. Diese wurden vor einer Woche bei einer Kontrolle festgenommen.
Eine „historische Erklärung“: In Oslo vereinbarten die philippinische Regierung und kommunistische Rebellen eine unbefristete Waffenruhe.
Als „Hurensohn“ hat Staatschef Duterte die Vereinten Nationen bezeichnet. Er reagiert damit auf die Kritik an seinem Aufruf zu außergerichtlichen Tötungen.
Das Gericht weist die Territorialansprüche gegenüber den Philippinen zurück. China hat jetzt die Rolle der arroganten Großmacht.
Der umstrittene Rodrigo Duterte wird nun als Präsident vereidigt. Er droht mit Wild-West-Methoden und einem „revolutionären Regime“.