taz.de -- Prediger Fethullah Gülen in den USA: Türkei drängt offiziell auf Auslieferung

Ankara bittet nun offiziell um die Auslieferung Gülens. Der Antrag stehe aber nicht in Zusammenhang mit dem Putschversuch, sagt das State Department.
Bild: Lebt in Pennsylvania: Fethullah Gülen

Washington AFP | Die Türkei hat ihren offiziellen Antrag zur Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen nach Angaben der US-Regierung nicht mit dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli begründet. „Wir können jetzt bestätigen, dass die Türkei die Auslieferung von Herrn Gülen beantragt hat“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, am Dienstag in Washington. „Aber ich würde das Gesuch nicht als mit dem Putschversuch zusammenhängend charakterisieren.“

Toner machte keine näheren Angaben zu den Unterlagen, die die Türkei eingereicht hatte. Es betreffe „nicht den Putschversuch“, hob er allerdings hervor.

Ankara dringt seit Wochen auf die Auslieferung des im US-Exil lebenden Predigers Gülen. Die türkischen Behörden stellten aber erst Anfang des Monats einen Haftbefehl aus, in welchem dem 75-jährigen Geistlichen offiziell zur Last gelegt wird, den Befehl für den Umsturzversuch in der Türkei gegeben zu haben. Gülen weist die Vorwürfe entschieden zurück.

In den vergangenen Wochen hatte die US-Regierung hervorgehoben, dass sie noch keinen formellen Auslieferungsantrag der Türkei erhalten habe. Außerdem rief Washington die türkische Justiz auf, Beweise vorzulegen statt lediglich Anschuldigungen vorzubringen.

Am Dienstag und Mittwoch wollten US-Diplomaten und Beamte des US-Justizministeriums den Fall Gülen mit den türkischen Behörden erörtern. Für Mittwoch steht überdies ein Besuch des US-Vizepräsidenten Joe Biden in der Türkei auf dem Programm. Biden ist der erste westliche Spitzenpolitiker, der das Land seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli besucht. Der Streit über Gülen belastet schon jetzt die Beziehungen der beiden Nato-Partner. Ankara warnt, dass eine endgültige Ablehnung von Gülens Auslieferung die beiderseitigen Beziehungen schwer beschädigen würde.

24 Aug 2016

TAGS

Fethullah Gülen
Joe Biden
USA
Schwerpunkt Türkei
Putschversuch Türkei
Russland
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Türkei
Gülen

ARTIKEL ZUM THEMA

Türkische Offensive auf syrischem Gebiet: Dscharablus eingenommen

Türkische Truppen und syrische Milizen haben die Stadt Dscharablus vom IS eingenommen. Kritik kommt aus Damaskus, Russland und von den syrischen Kurden.

Kommentar Türkische Panzer in Syrien: Erdoğan markiert sein Revier

Der Kampf gegen den IS ist kaum mehr als ein Vorwand für den Einmarsch in Syrien. Mit dem aktiven Kriegseintritt steckt Ankara Einflusszonen ab.

Festnahme von Gülen-Anhängern: Auch Aserbaidschan ermittelt

In Istanbul gehen die Razzien gegen vermeintliche Gefolgsleute von Fethullah Gülen weiter. Aktuell sind Juristen und Manager im Visier der Behörden.

Neuer Schlag gegen Gülen-Bewegung: Erdogan zieht die Terroristen-Karte

Der türkische Präsident will die Gülen-Bewegung als terroristische Organisation einstufen. Damit kann er noch rabiater gegen seine Widersacher vorgehen.

Der Islam-Gelehrte Fethulla Gülen: Ein Prediger, der weint

Islamischer Reformer oder verkappter Fundamentalist? Der türkische Starprediger Fethulla Gülen ist schwer zu fassen. Aber für emotionale Aufwallungen ist er immer gut.