taz.de -- Holocaust-Überlebende in Tschechien: 2500 Euro pro Person für Leid im KZ

Über 70 Jahre nach Ende des Krieges sollen tschechische Roma eine Entschädigung erhalten. Es handelt sich um eine Einmalzahlung für bis zu 15 Personen.
Bild: Gedenken an im Nationalsozialismus ermordete Sinti und Roma in Berlin im August 2016

Prag dpa | Die letzten tschechischen Überlebenden des Holocaust an den Roma sollen von Deutschland mehr als 70 Jahre nach Kriegsende eine Entschädigung erhalten. Man habe sich in Verhandlungen mit dem Finanzministerium in Berlin auf einen Betrag von 2500 Euro geeinigt, bestätigte das Außenministerium in Prag am Freitag nach monatelangen Verhandlungen. Die Einmalzahlung könne noch rund zehn bis 15 Überlebenden zugutekommen, hieß es.

„Einige von ihnen sind bettlägerig“, sagte Cenek Ruzicka vom Ausschuss für Holocaust-Entschädigung für die tschechischen Roma (VPORH) der Agentur CTK. „Im Hinblick auf ihr Alter haben wir einem Betrag zugestimmt, der eigentlich lächerlich ist“, kritisierte er. Die Auszahlung müsse zudem erst noch beantragt werden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Mehrzahl der tschechischen Roma in Arbeitslager sowie nationalsozialistische Konzentrationslager verschleppt. Nur knapp 600 der mindestens 6500 Angehörigen der Minderheit überlebten den Porajmos, den Völkermord an den europäischen Roma.

7 Aug 2016

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Denkmal der im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti

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