taz.de -- Diskussionen in der Slowakei: Regenbogenfahne sorgt für Wirbel
Der slowakische Botschafter in Ungarn hisste zum Budapest Pride die Regenbogenfahne. Für seinen Regierungschef ist das ein „inakzeptabler Exzess“.
Bratislava dpa | In der Slowakei sorgt die Regenbogenfahne für Wirbel. Der Botschafter des Landes in Ungarn, Rastislav Kacerov, hatte das Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung während eines Gleichheitsmarsches in Budapest hissen lassen.
Das hat ein unerwartetes Nachspiel, wie die Zeitung Pravda am Montag berichtete. Ministerpräsident Robert Fico verurteilte die Aktion nun, fast einen Monat später, als „inakzeptablen Exzess“.
Der Vorsitzende der oppositionellen Slowakischen Nationalpartei (SNS), Andrej Danko, ging noch weiter und forderte die Absetzung des Botschafters. Außenminister Miroslav Lajcak warnte den Botschafter vor politischen Alleingängen. Auch andere Botschaften hatten während der „Budapest Pride“ Anfang Juli ihre Solidarität bekundet.
Am Wochenende fand in Bratislava ein Gleichheitsmarsch statt ([1][Veranstalter-Website]). Zwanzig ausländische Botschafter in der Slowakei, die derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, unterstützten die Aktion. Rund 500 Polizisten mussten für die Sicherheit der mehr als 2.000 Teilnehmer sorgen. Anhänger der rechtsradikalen Volkspartei Unsere Slowakei (LSNS) versammelten sich zu einer unangemeldeten Gegendemonstration. Vier Personen wurden vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen.
1 Aug 2016
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