taz.de -- Taliban-Angriff auf ein Hotel: Vier Tote bei Anschlag in Kabul

In der Nacht zu Montag explodierte eine Bombe vor einem von Ausländern bewohnten Hotel. Drei Taliban und ein Polizist starben.
Bild: Nach dem Anschlag blockierte die Polizei die Zufahrten zum Hotel

Kabul dpa | Bei einem nächtlichen Taliban-Anschlag auf ein von Ausländern bewohntes Hotel inmitten der afghanischen Hauptstadt Kabul sind einem Polizeibeamten vor Ort zufolge alle drei Angreifer getötet worden. Der Mann wollte ungenannt bleiben. Demnach sei auch ein Polizist getötet worden, einer sei verwundet worden.

Der afghanische Sender Tolo TV berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Hotel, dass es unter den Gästen keine Toten oder Verletzten gegeben habe. Ein Polizeisprecher kündigte eine Pressekonferenz an.

Mehrere Stunden nach Beginn des Angriffs um zwei Uhr morgens (Ortszeit) waren Sicherheitskräfte im Morgengrauen in die Offensive gegangen. Ein Reporter der dpa in der Gegend berichtete gegen sechs Uhr von Schusswechseln. Mindestens fünf Panzer und zwei gepanzerte Fahrzeuge hätten die Straßensperre passiert, an der Journalisten aufgehalten werden. Gegen acht Uhr verließ ein Militärkonvoi die Gegend wieder. Nach Medienberichten waren afghanische und internationale Spezialkräfte vor Ort.

Ziel des Angriffs war offenbar das Northgate-Hotel, ein auch von Vertragskräften des US-Militärs bewohntes Gästehaus nahe dem Flughafen. Die Taliban ließen verlauten, sie hätten am Tor des Hotels eine „Lastwagenbombe“ gezündet. Daraufhin seien Kämpfer auf das Gelände vorgedrungen und hätten mehr als 100 Feinde getötet und verletzt. Die Taliban sind für übertriebene Erfolgsmeldungen bekannt.

Information über soziale Medien

Ein Sprecher der Nato-Mission Resolute Support hatte bestätigte, dass es einen Angriff gegeben habe, aber keine weiteren Details preisgegeben. Auch afghanische Sprecher von Polizei und Armee waren für Stellungnahmen nicht verfügbar, während die Taliban über zahlreiche Kanäle Informationen in die sozialen Medien pumpten.

Gegen 2.00 Uhr (Ortszeit) am frühen Montagmorgen war in der Stadt zunächst eine sehr laute Explosion zu hören gewesen, berichteten viele Anwohner in sozialen Medien.

Northgate ist laut eigener Webseite eine Firma, die „Dienstleistungen der Lebens-Unterstützung für Militär und zivile Organisationen in Krisenländern“ anbietet. Dazu gehöre das eigene Hotel in Kabul, das einen „sicheren Hafen“ biete. Das Areal habe „diplomatischen Status“.

Das Hotel war bereits 2013 einmal angegriffen worden. Damals sollen laut einem Bericht der „New York Times“ vier oder fünf Wächter des Hotels getötet worden sein sowie die fünf Angreifer. Im Januar hatten die Taliban in einem ähnlichen Angriff das ebenfalls von ausländischen Vertragskräften bewohnte Camp Baron angegriffen und mindestens 30 Menschen verletzt.

US-Truppen hatten in den vergangenen Wochen ihre Angriffe auf Taliban-Stellungen ausgeweitet. Mitte Juni hatte Präsident Barack Obama weiterreichende Einsatzbefugnisse für US-Soldaten in Afghanistan erteilt. Seitdem gibt es mehrmals wöchentlich Luftangriffe auf Taliban-Stellungen. US-Truppen begleiten afghanische Soldaten öfter ins Feld.

1 Aug 2016

TAGS

Kabul
Schwerpunkt Afghanistan
Taliban
Anschlag
Kabul
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
„Islamischer Staat“ (IS)
Schwerpunkt Afghanistan
Dschihadisten

ARTIKEL ZUM THEMA

Doppelanschlag in Afghanistan: 24 Tote und 91 Verletzte

Die Taliban bekennen sich zu den Angriffen am Montag auf das afghanische Verteidigungsministerium und die Polizei. Die Opferzahl droht weiter zu steigen.

Kämpfe in Afghanistan: Taliban erobern Bezirkshauptstadt

Islamistische Rebellen haben Chan Abad am Samstag eingenommen. Die Stadt liegt nur 30 Kilometer von Kundus entfernt. Auch Helmand wird von ihnen belagert.

Kommentar Terroranschlag in Kabul: Ausweitung der IS-Kampfzone

Der IS-Anschlag auf die Friedensdemo in Kabul mit mindestens 80 Toten hatte militärisch keinen Sinn. Ziel war eine schiitische Minderheit.

IS-Anschlag in Afghanistan: Angriffsziel Zivilisten

Der Angriff auf eine friedliche Demonstration in Kabul trägt die Handschrift des IS. Geschürt werden soll der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten.

Nach Selbstmordanschlag in Kabul: Hasara stellen Forderungen

Afghanistan gedenkt der mindestens 80 Todesopfer mit einem Tag der Staatstrauer. Die attackierte schiitische Minderheit fühlt sich diskriminiert.

Selbstmordanschlag in Kabul: Mindestens 80 Todesopfer

Bei einer Demonstration in Kabul wird ein schwerer Anschlag verübt. Die Krankenhäuser sind mit der Versorgung der mehr als 230 Verletzten überlastet.