taz.de -- Nach Tod in Polizeigewahrsam: Krawalle nördlich von Paris

Ein junger Mann starb in Polizeigewahrsam. Seitdem gibt es jede Nacht gewaltsame Proteste in Beaumont-sur-Oise nördlich von Paris.
Bild: Französische Polizei während der Fußball-Europameisterschaft

Bobigny afp | Nach dem Tod eines jungen Mannes in Polizeigewahrsam hat es im Großraum Paris die dritte Nacht in Folge gewaltsame Proteste gegeben. In mehreren Gemeinden des Départements Val-d'Oise im Norden der französischen Hauptstadt zündeten Bewohner nach Angaben der Präfektur in der Nacht zu Freitag Autos an. Es gab fünf Festnahmen. Die Nacht sei aber ruhiger verlaufen als die beiden vorhergehenden, betonte die Präfektur.

In der Nacht zu Mittwoch und Donnerstag waren rund 180 Sicherheitskräfte im Einsatz, es gab Zusammenstöße mit den Protestierenden. Neun Menschen seien festgenommen worden, teilten die Behörden in Beaumont-sur-Oise nördlich der Hauptstadt am Donnerstag mit. Ihnen wird vorgeworfen, die Sicherheitskräfte mit Brandsätzen beworfen und Autos angezündet zu haben.

Bei dem Toten handelt es sich laut den Ermittlern um einen 24-Jährigen. Er hatte sich der Verhaftung seines Bruders widersetzt und wurde selbst in Polizeigewahrsam genommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde der junge Mann auf der Fahrt zur Wache ohnmächtig und starb kurze Zeit später.

Eine Autopsie ergab laut der Staatsanwaltschaft, dass er eine schwere Infektion an mehreren Organen hatte, die zu seinem Tod führte. Seine Leiche habe zwar Kratzwunden aufgewiesen, aber keine „Spuren bedeutsamer Gewaltanwendung“, erklärte der zuständige Staatsanwalt. Die Familie wirft der Polizei vor, den jungen Mann geschlagen zu haben. Am Freitagnachmittag sollte es einen Gedenkmarsch für den Toten geben.

22 Jul 2016

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