taz.de -- Hungerkrise droht im Südsudan: Tausende fliehen vor Kämpfen

Im Südsudan leben die Menschen nicht nur in ständiger Angst vor Gewalt. Auch eine andauernde Hungerkrise bedroht fast die Hälfte der Bevölkerung.
Bild: Auf der Suche nach Wasser: Junge in einem Flüchtlingscamp in Juba (Archivbild)

Juba dpa | Die humanitäre Lage im Krisenland Südsudan spitzt sich immer weiter zu. Nach dem Beginn neuer Kämpfe im Südsudan flohen etwa 70.000 Menschen aus der nordwestlichen Stadt Wau, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Mittwoch erklärte. Gleichzeitig [1][warnten die Vereinten Nationen], dass 4,8 Millionen Menschen in den nächsten Monaten von akutem Hunger betroffen sein werden – also etwa jeder zweite Einwohner.

Die Kämpfe in Wau begannen am Freitag. „Wir wissen noch nicht, wie viele Menschen getötet wurden, aber es liegen noch immer Tote auf den Straßen“, sagte der stellvertretende MSF-Leiter im Südsudan, David Kahindi. Am Wochenende behandelten Ärzte von MSF Menschen mit Schusswunden und vergewaltigte Frauen. Etwa 10.000 Vertriebene seien zu einem UN-Stützpunkt in der Nähe geflohen.

Eine neue Rebellengruppe soll für die Kämpfe verantwortlich sein. Die Gruppe nenne sich Islamische Bewegung zur Befreiung von Raja und soll mit anderen bewaffneten Gruppen in der Region zusammenarbeiten, erklärte Regierungssprecher Michael Makuei. Oppositionelle machen hingegen die Regierung für die Kämpfe verantwortlich.

Wegen der schlechten Ernten der Vorsaison steuert das Land außerdem auf eine Hungerkrise zu. Steigende Preise, unbefahrbare Straßen und nicht funktionierende Märkte würden das Problem verschlimmern. „Die Unterernährung bei Kindern ist weiterhin sehr besorgniserregend“, erklärte der Unicef-Vertreter im Südsudan, Mahimbo Mdoe.

Ende 2013 brach in dem ostafrikanischen Land ein blutiger Konflikt zwischen Regierungsanhängern und Rebellen aus. Rund eine Viertelmillion Menschen sind wegen der Gewalt auf der Flucht.

30 Jun 2016

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[1] http://www.wfp.org/news/news-release/unprecedented-level-food-insecurity-south-sudan-un-agencies-warn

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