taz.de -- EMtaz: Gruppe D: Spanien – Türkei: Glänzende Spanier, pfeifende Türken

Der Europameister von 2008 und 2012 zeigt, warum das Triple möglich ist. Die türkischen Fans machen ihren Kapitän zum Sündenbock.
Bild: Was war nur mit unserer Elf los?

Startbedingungen: Seit März 1954 hat Spanien nicht gegen die Türkei verloren. Torschütze zum 1:0 bei der WM-Qualifikation vor 62 Jahren war wahrscheinlich Hakan Şükür. Einst gnadenloses Kopfballmonster, holte Şükür im Jahr 2000 gemeinsam mit dem heutigem Nationaltrainer Fatih Terim den Uefa-Pokal nach Istanbul. Heute hat er andere Probleme: Nachdem er sich bei der AKP als Politiker versuchte und nach Korruptionsvorwürfen gegen Erdoğan aus der Partei austrat, ist er aktuell wegen Präsidentenbeleidigung angeklagt (Kein Witz!). Deshalb hat er sich aus dem Staub gemacht und befindet sich in den USA – nach eigenen Angaben nur temporär, um Englisch zu lernen und eine Fußballakademie zu gründen. Kein gutes Omen für die türkischen Spieler, denn Angst lähmt und macht unkreativ.

Hard facts: Stürmer Burak Yılmaz ist dieses Mal kein Joker, sondern statt Torun in der Startelf der Türkei, die im ersten Spiel Kroatien mit 0:1 unterlag. Vicente del Bosque vertraut dagegen auf dieselbe Elf, die 1:0 gegen Tschechien siegte.

Das Vorurteil: Die türkische „Milli Takım“ ist nach dem schwachen Spiel gegen Kroatien der Underdog, Spanien dagegen spielerisch überlegener Titelverteidiger und -anwärter.

Das Spiel: Hälfte eins: Spanien dominiert zunächst mit Ballbesitzfußball, der letzte Pass kommt gegen gut stehende Türken aber nicht an. Die Türken rennen den spanischen Pässen hinterher, ein Katz- und Mausspiel sondergleichen. In der 33. Minute ist es dann soweit: Eine schöne Flanke köpfelt Morata für die Spanier ein. Dann geht’s ruckzuck: Nolito wird in der 36. zum glücklichen Torschützen und bedankt sich bei Mehmet Topal für den Assist.

Hälfte zwo: Traumpass von Iniesta in die Schnittstelle, über Alba zu Morata, durch die Beine des türkischen Torhüters und drin. Das Tor zählt trotz Abseits. Danach kehrt Ruhe ein. Spanien macht das Nötigste und fährt das Ding gelassen nach Hause. Nebenbei bemerkt: Şahin, Şahan und Malli, drei Deutschtürken, wurden noch eingewechselt, um das Blatt zu Gunsten der Türkei zu wenden. Ob das Erdoğan gefällt? Auf jeden Fall sollte mal ein Bluttest her! Ergebnis: Spanien 3, Türkei 0.

Der entscheidende Moment: Nach dem Doppelschlag taumelt die türkische Elf Richtung Pausenpfiff. Mit dem wunderschön herausgespielten 3:0 machen die Spanier jedoch den Sack zu. Ein Abseitstor, nichtsdestotrotz europameisterlich herausgespeilt.

Die Pfeifen des Spiels: Eine der Pfeifen ist der türkische Coach Fatih Terim, der seine Wasserflasche wutentbrannt auf den Boden knallt und sich dabei selbst nass macht. Übrigens: Wer die Aktion nochmal hochauflösend nachempfinden möchte, kann die „Coachcam“ auf der Website des übertagenden öffentlich-rechtlichen Senders nutzen. Vielleicht war Terim auf die türkischen Fans wütend? Die pfiffen Kapitän Turan gnadenlos aus, während dieser kurioserweise von den spanischen Fans gefeiert wurde.

Die Spieler des Spiels: Gibt es drei: Nolito, wegen seines Ideenreichtums. Morata, für die zwei Kisten. Und Iniesta, für seine nicht abreißenden Traumpässe.

Das Urteil: Spanien glänzt wie ein Europameister und lässt den Türken, die in den ersten 30 Minuten gut mitspielen, schlussendlich keine Chance.

Mitarbeit: Matthias Wendrich

18 Jun 2016

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Volkan Agar

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