taz.de -- EMtaz: Die Gesellschaftkritik: Wie hältst du’s mit der Türkei?
Entscheiden muss man sich eben immer. Also: Türkei oder Deutschland? Beim Fußball hört die Freundschaft oftmals auf. Vorurteilt man zumindest.
Wir haben die elf türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten gefragt, was ihnen die EM-Teilnahme der Türkei bedeutet. Nur vier haben geantwortet. Die erste Antwort kam von Cemile Giousouf (CDU). Sie fiebere bei der deutschen Nationalmannschaft mit, drücke aber auch den Ay-Yildizlar, der türkischen Mannschaft, die Daumen. Und sie liebe es, wenn im Ruhrgebiet Autos mit der deutschen und der türkischen Flagge bestückt seien: „Das Team um Fatih Terim wird sich nach der Auftaktniederlage gegen Kroatien auch noch steigern müssen. Dafür drücke ich die Daumen!“
Cem Özdemir von den Grünen, der wegen der Armenien-Resolution vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan stark kritisiert worden war, schrieb, er wünsche sich, dass die türkische Mannschaft möglichst weit komme. In seinem Herzen sei aber die deutsche Nationalmannschaft. Er wünscht den türkischen und den deutschen Fans „gewaltfreie und großartige“ Spiele. „Die türkischen Fans sollen wie alle anderen anfeuern, feiern und sich freuen.“
Gülistan Yüksel (SPD) wies auf die Bedeutung der Zusammengehörigkeit hin: „Sport verbindet. Gerade eine EM ist eine gute Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich würde mir daher wünschen, dass die EM ihren Teil dazu beiträgt, dass die Türkei wieder in ihrer Vielfalt zusammenwächst.“
Sevim Dağdelen von den Linken sagte, dass sie sich auf die Teilnahme der Türkei an der EM freue: „Gemeinsam Fußball zu spielen, kann dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und zu zeigen, dass diejenigen, die völkischen Hass schüren wollen, ins Abseits gehören. Man muss allerdings Fanatikern, die versuchen, den Fußball für Gewalt und Nationalismus zu instrumentalisieren, die Rote Karte zeigen.“
17 Jun 2016
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