taz.de -- EMtaz: Gruppe E: Italien – Schweden: So gewinnt man Turniere
Italien und Schweden liefern sich ein langweiliges Spiel. Die alten Herren der Squadra Azzurra gewinnen spät mit 1:0. Ganz klassisch eben.
Die Startbedingungen: Während Italien nach dem 2:0 über Belgien umgehend in den Kreis der Titelanwärter aufgenommen wurde, waren die Schweden Teil des bislang wohl schwächsten Vorrundenspiels (1:1 gegen Irland). Die Favoritenrolle in diesem Spiel ist also vergeben.
Das Vorurteil: Der italienische Catenaccio kehrt zurück – und Europa wird an der Oldie-Abwehrreihe um Torwart Gianluigi Buffon (38 Jahre alt) und den Innenverteidigerin Giorgio Chiellini (31), Leonardo Bonucci (29) und Andrea Barzagli (35) zerschellen.
Das Spiel: Die erste Halbzeit wird übersprungen. Kein einziger ernstzunehmender Torschuss. Was einen bei den Schweden nicht wundert, lässt doch Zweifel daran zu, ob die Italiener tatsächlich die neuen Titelfavoriten sind.
In den 45 Minuten nach der Pause nehmen die Italiener noch einmal das Tempo aus dem Spielaufbau raus. Sie sind jetzt im Minusbereich angekommen. Sie betreiben quasi einen Spielabbau – bis zur 82. Minute, in der Marco Parolo an die Latte köpft. Sieben Minuten später trifft Eder nach einem Solo zum 1:0. Das war's.
Nach den Belgiern zerschellen auch die Schweden an der italienischen Defensive. Wobei, um zu zerschellen müsste man ja richtig dagegenhämmern. Die Skandinavier haben aber maximal leicht angeklopft bei Barzagli, Bonucci, Chiellini und Buffon – und die vier alten Herren haben sie nicht reingelassen. Ergebnis: Italien 1, Schweden 0.
Der entscheidende Moment: In der 61. Minute wehrt Kim Källström im letzten Moment einen italienischen Angriff ab. Die Schweden können kontern: Albin Ekdal vom Hamburger SV führt den Ball und führt den Ball und führt den Ball – und spielt dann einen flachen Steilpass ins Aus.
Die Pfeifen des Spiels: Trugen ein gelbes Trikot.
Der Spieler des Spiels: Die schwedischen Fans. Sangesfreudig sorgen sie zumindest für ein bisschen Kunst im Stadion von Toulouse.
Das Urteil: Schaut man sich die zwei Spiele der Italiener an, drängt sich tatsächlich der Eindruck auf, dass man genau so Turniere gewinnt. Eine Runde weiter sind sie schon mal.
17 Jun 2016
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