taz.de -- Nach extremistischer Mordserie: Razzien in Bangladesch
Bei landesweiten Razzien hat die Polizei in Bangladesch mehr als 3.000 Menschen festgenommen. Darunter sind 37 Islamisten.
Dhaka afp | Nach einer Serie von Morden an Angehörigen religiöser Minderheiten sowie säkularen Aktivisten und Künstlern in Bangladesch verschärft die Regierung ihr Vorgehen gegen Islamisten. Bei landesweiten Razzien seien mehr als 3.000 Menschen festgenommen worden, unter ihnen 37 Islamisten, sagte ein Polizeisprecher an am Samstag. Die Opposition warf der Regierung vor, mit der Razzia auch politische Gegner mundtot machen zu wollen.
„Bei dem Sondereinsatz in den vergangenen 24 Stunden haben wir 3155 Menschen festgenommen“, sagte der Polizeisprecher. Darunter seien hunderte mutmaßliche Kriminelle, die bereits per Haftbefehl gesucht worden seien. Hinzu kämen hunderte normale Festnahmen. Unter den gefassten Islamisten seien 27 Mitglieder der verbotenen Gruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh (JMB).
Bei Polizeiaktionen in den vergangenen Tagen waren bereits fünf JMB-Mitglieder getötet worden. Die Regierung macht die JMB für die meisten der rund 50 in jüngster Zeit verübten Morde an Aktivisten, Künstlern, Wissenschaftlern und Angehörigen der christlichen und hinduistischen Minderheiten verantwortlich. In den vergangenen Wochen hatte die Welle der Gewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. Erst am Freitag wurde ein Arbeiter eines Hindu-Klosters bei seinem Morgenspaziergang mit einer Machete ermordet.
Zu den meisten Angriffen bekannten sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) und der südasiatische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina macht dagegen örtliche Islamistengruppen verantwortlich, darunter die JMB.
Zweifel an Schuld aller Festgenommenen
Bei einem Treffen der regierenden Awami League sagte Hasina am Samstag, die Polizei werde der Gewalt ein Ende bereiten. „Es wird dauern, aber wenn Gott will, werden wir sie unter Kontrolle bringen.“ Jeder einzelne Mörder werde zur Rechenschaft gezogen, „so wie wir es nach dem Chaos 2015 gemacht haben“, sagte sie mit Verweis auf eine Blockade von Straßen und Eisenbahnstrecken, bei der Oppositionsanhänger auch Brandsätze auf Busse und Lastwagen geworfen hatten. Die Blockade führte damals zu einer Eskalation der Gewalt mit mehr als 120 Toten.
Vertreter der Oppositionsparteien warfen der Polizei vor, im Zuge der Razzien gegen Islamisten auch gegen politische Gegner vorzugehen. Hunderte Aktivisten der Opposition seien bei der Polizeiaktion festgenommen worden, sagte der Generalsekretär der Bangladesh National Party (BNP), Fakhrul Islam Alamgir, der Nachrichtenagentur AFP. Auch viele gewöhnliche und unschuldige Menschen seien festgenommen worden.
Kritiker werfen der Regierung vor, durch ihr hartes Vorgehen gegen die größte islamistische Oppositionspartei Jamaat-e-Islami den Boden für die Gewalteskalation bereitet zu haben. In Bangladesch, einem offiziell laizistischen Staat, sind rund 90 Prozent der Menschen Muslime. Acht Prozent der Bevölkerung sind Hindus.
12 Jun 2016
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