taz.de -- Fairer Handel: Die Suche nach dem besten Standard
Begehrt als fair gehandelte Waren sind Südfrüchte, Kaffee und Blumen. Zu den verlässlicheren Gütesiegeln zählt heute das Fairtrade-Siegel.
Berlin taz | Was kann ich guten Gewissens noch kaufen? Diese Frage werden sich viele Verbraucher*innen stellen, nachdem die Hilfsorganisation Oxfam [1][Menschenrechtsverstöße auf Bananen- und Ananas-Plantagen mit dem Siegel der Rainforest Alliance] kritisiert hat.
Oxfam empfiehlt in ihrer [2][Studie] den Kauf von Produkten, die mit dem Fairtrade-Siegel von Transfair zertifiziert wurden. Diese sollten am besten gleichzeitig das EU-Biosiegel tragen, das chemisch-synthetische Pestizide verbietet.
Durch den Handel mit Fairtrade-Produkten soll langfristig, so die Hoffnung, eine Partnerschaft auf Augenhöhe zustande kommen. Fairtrade garantiert dabei beispielsweise durch seine Standards, dass sich Arbeiter*innen in Gewerkschaften organisieren können und dass der Einsatz von besonders gefährlichen Pestiziden verboten ist.
Allerdings steht auch das von Oxfam empfohlene Siegel in der Kritik. So kam im April 2014 eine Studie der University of London zu dem Schluss, dass Arbeiter*innen konventioneller Kaffee-, Tee- und Blumenplantagen in Kenia und Äthiopien besser bezahlt wurden als ihre Kolleg*innen auf Fairtrade-Plantagen.
Seitdem seien die Standards von Fairtrade jedoch verbessert worden, sagt Franziska Humbert von Oxfam: „Jedes System hat seine Mängel. Doch unter den vielen, die es gibt, ist Fairtrade der beste Standard.“
Eine Milliarde Euro gaben deutsche Verbraucher*innen 2014 für fair gehandelte Produkte aus. Das Fairtrade-Produktsiegel machte dabei mit 797 Millionen Euro (78 Prozent) den größten Anteil am fairen Handel aus. Spitzenreiter sind neben Kaffee und Blumen die Südfrüchte. 2014 machten sie mit 53.800 Tonnen 10 Prozent des Gesamtumsatzes im fairen Handel aus.
31 May 2016
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