taz.de -- Personalwechsel Iran: Hardliner wird Chef des Expertenrats

Neuer Job mit 89 Jahren: Ajatollah Ahmed Dschannati rückt an die Spitze des Expertenrats vor, der mit der Auswahl des Obersten Führers des Landes betraut ist.
Bild: Seit langem in der iranischen Machtstruktur verankert: Ajatollah Ahmed Dschannati

Teheran ap | Ein 89-jähriger Hardliner ist im Iran zum neuen Vorsitzenden des einflussreichen Expertenrats gewählt worden. Ajatollah Ahmed Dschannati erhielt 55 der 88 Stimmen in dem Gremium von Geistlichen, das mit der Auswahl des Obersten Führers des Landes betraut ist.

Dschannati ist seit der Islamischen Revolution in verschiedenen Positionen fest in der iranischen Machtstruktur verankert. Nach der umstrittenen Wahl 2009 hatte er die Hinrichtung von Oppositionellen gefordert, sechs Jahre zuvor hatte er die Iraker zu Selbstmordanschlägen gegen US-Soldaten aufgerufen.

Dschannatis Wahl wurde als Signal gewertet, dass die Konservativen im Iran trotz der jüngsten Annäherung an den Westen noch großen Einfluss haben. Der Expertenrat müsse weiter die Positionen der Revolution vertreten, sagte Dschannati nach der Abstimmung dem Staatsfernsehen.

Neben dem 89-Jährigen hatten auch der Moderate Ibrahim Amini und der Konservative Mahmud Haschemi Scharudi sich um das Amt beworben. Dschannati hält den Vorsitz nun zwei Jahre. Sein Vorgänger, der prominente Reformer Akbar Haschemi Rafsandschani, hatte nicht noch einmal kandidiert.

Die 88 Mitglieder des Expertenrats, in dem auch Präsident Hassan Ruhani sitzt, werden direkt vom Volk gewählt. Während im Parlament die Moderaten deutlich hinzugewinnen konnten, ist der Expertenrat immer noch fest in der Hand der Hardliner.

24 May 2016

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