taz.de -- Tote unter DemonstrantInnen im Irak: „Exzessive Gewalt“ in grüner Zone

Eine Menschenmenge protestierte in Bagdad gegen die irakische Regierung. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und feuerten mit scharfer Munition.
Bild: Eine Menschenmenge protestierte am Freitag in der „grünen Zone“, dem Regierungsviertel, in Bagdag

Bagdad rtr | Beim Sturm auf die schwer gesicherte „grüne Zone“ um die wichtigsten Parlaments- und Regierungsgebäude in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. 90 Personen wurden nach Angaben vom Wochenende verletzt. Sie würden vor allem wegen Schussverletzungen behandelt, hieß es aus Krankenhäusern. US-Präsident Barack Obama sprach sich nach Angaben des Präsidialamts in Washington in einem Telefonat mit dem irakischen Regierungschef Haider al-Abadi für verschärfte Sicherheitsvorkehrungen aus.

Sicherheitskräfte hatten am Freitag nach Berichten von Augenzeugen Tränengas und scharfe Munition in die Menge der aufgebrachten Menschen gefeuert. Sie konnten deren Vordringen aber nicht verhindern. Ein Vertreter der Bewegung des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr kritisierte die Regierung für den Einsatz „exzessiver Gewalt“. „Es ist absolut ungerechtfertigt, mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten zu schießen“, sagte Dschafar al-Mussaui.

Die Demonstranten gehörten teilweise zu den Anhängern des schiitischen Predigers. Ihr Unmut richtet sich gegen das Versagen der Regierung, wirksam gegen Korruption vorzugehen und Sicherheit in der Stadt zu garantieren. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass Demonstranten das Viertel stürmen, in dem auch das Parlament liegt.

Der Vorfall löste auch bei den Vereinten Nationen Besorgnis aus. Chaos könnte den Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat behindern, sagte der UN-Sondergesandte für den Irak, Jan Kubis. Die Miliz kontrolliert große Gebiete im Norden und Westen des Landes.

22 May 2016

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