taz.de -- Miss Trans Israel: „Ich habe was zu bieten“
Die Miss Trans Israel vertritt eine konservative Minderheit: Tallinn Abu Chana ist eine arabische Christin aus Nazareth.
Historisch sei ihr Sieg, sagte die junge Frau im weißen Brautkleid, als ihr am Freitagabend das Krönchen auf ihr langes, dunkles Haar gesetzt wurde. Tallinn Abu Chana, eine Frau, gefangen im Körper eines Mannes, ist Miss Trans Israel: Die 21-jährige Balletttänzerin setzte sich in dem Schönheitswettbewerb für Transsexuelle im berühmten Tel Aviver Habimah-Theater gegen die anderen elf Finalistinnen durch. „Ich bin Tänzerin, ich bin Sängerin und ich spiele Trompete, ich habe was zu bieten“, sagte sie selbstbewusst der Jury.
Historisch ist nicht nur der Wettbewerb, der zum ersten Mal im Vorfeld der Gay-Pride-Woche ausgetragen wurde, sondern auch, dass die erste Gewinnerin eine konservative Minderheit vertritt und damit Klischees aufbricht: Tallinn Abu Chana ist eine arabische Christin aus Nazareth.
Und die arabische Gesellschaft – auch innerhalb Israels – gilt nicht als besonders tolerant. Dennoch sind die Möglichkeiten, anders zu leben, zu denken und mit Traditionen zu brechen, für Araber in Israel größer als anderswo, ist die Gewinnerin überzeugt: „Ich bin stolz darauf, israelische Araberin zu sein“, sagt sie. „Wäre ich in Palästina oder in einem anderen arabischen Land, hätte man mich vielleicht ins Gefängnis gesteckt oder getötet.“
Doch auch in Israel war der Wandel zur Frau für Tallinn Abu Chana wie auch für ihre Mitstreiterinnen nicht einfach. Caroline Khouri aus der arabischen Stadt Tamra erzählte, männliche Verwandte hätten sie geschlagen und versucht, sie zu töten, bis sie von der Polizei gerettet wurde. Auch Tallinns Vater akzeptiere sie nicht so, wie sie ist: „Ich möchte, dass er den Mut findet, seine Tochter zu lieben, die glücklicher ist als je zuvor.“
Tallinn erhofft sich von ihrem Sieg nicht nur einen persönlichen, familiären Fortschritt, sondern auch einen für alle Transsexuellen: dass Israel und auch der Rest der Welt offener werden und „dass die Menschen verstehen, wer wir sind.“ Als Gewinnerin bekommt Tallinn einen chirurgischen Eingriff in einem Krankenhaus in Thailand im Wert von 15.000 Dollar bezahlt und wird Israel bei dem Wettbewerb „Miss Trans Star International“ im September in Barcelona vertreten.
29 May 2016
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
25.000 Menschen nahmen an der LGBTI-Parade teil. Über 2.000 Polizisten waren im Einsatz. Zuvor wurden mehrere mutmaßliche Attentäter festgenommen.
Die Stimmung heizt sich wieder auf. Anschläge provozieren Israel. Die Antwort: neue „aggressive Maßnahmen“ und wieder Bomben auf den Gazastreifen.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr war die Gay Pride in Kiew diesmal vor Rechten geschützt. Auch in Polen bestätigten sich Befürchtungen nicht.
Es ist die erste Athens Pride seit der griechischen Zulassung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften – ein Verdienst der Syriza-Regierung.
Zehntausende nehmen am Umzug der LGBT-Community in Tel Aviv teil. Die Polizei schützt die Veranstaltung mit einem Sonderaufgebot.
Amerikaner sind verklemmt. Trotzdem reden gerade alle über Toiletten für Trans*. Eine Willkommenskultur herrscht hier leider immer noch nicht.
Der Streit um die freie Toilettenwahl für Trans-Menschen in den USA spitzt sich zu. Nun klagen elf Bundesstaaten gegen eine Verordnung der Bundesregierung.
Auf Druck islamischer Länder sind LGBT-Gruppen von einer UN-Aidskonferenz ausgeschlossen worden. Nun gibt es Protest aus Europa und Amerika.
Unser Autor wurde als Mädchen geboren, doch er lebt als Mann – ohne Operationen und Hormontherapie. Was macht ihn dazu?
Der Israeli Hovi Star glänzt nicht nur mit seinem Namen. Er gilt vielen als Held der Repräsentation in der queeren Angelegenheit.