taz.de -- Entgeltatlas der Arbeitsagentur: Mit einem Klick das Gehalt gecheckt
Was verdient der Architekt? Und die Architektin? Ein neuer Onlineatlas gibt über die Einkommenstruktur in Deutschland Aufschluss.
Berlin taz | Ein Architekt mit Bachelor-Abschluss verdient in Deutschland im Schnitt 4.101 Euro. Eine Architektin 3.022 Euro. Lebt sie auch noch in Berlin, sind es nur 2.828 Euro. Der Tourismuskaufmann verdient 2.767 Euro, die -kauffrau 2.374 Euro. Und so weiter. Woher man das so schnell weiß? Aus dem neuen Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit.
Am Dienstag wurde er unter [1][entgeltatlas.arbeitsagentur.de] freigeschaltet und lädt zum Vergleichen ein. Nahezu alle Berufsgruppen sind vertreten, alle Daten lassen sich nach Männern und Frauen aufschlüsseln, viele auch regional, über eine interaktive Karte.
Die Daten stammen aus den Meldungen der Unternehmen zur Sozialversicherung und umfassen sozialversicherungspflichtige Jobs in Vollzeit. Die aktuellen Zahlen sind der Schnitt der Monatsgehälter von 2014.
Insgesamt verdienen Frauen im Durchschnitt 22 Prozent weniger als Männer. Dieser „Gender Pay Gap“ ist verschiedenen Faktoren geschuldet. Die Hauptgründe werden darin gesehen, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten und Branchen wählen, die schlechter bezahlt sind. Diese beiden Faktoren kommen im Entgeltatlas nicht zum Tragen. Umso stärker stellt sich die Frage, warum die Entlohnungen bei gleicher Stundenzahl und im gleichen Beruf dennoch so unterschiedlich sind.
Anetta Schikora, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit, weist auf Berufsunterbrechungen als Karrierebremse von Frauen hin: „Nach zwei Jahren ohne Unterbrechung sind Männer in der Regel eine Stufe aufgestiegen“, so Schikora. Dass Frauen häufig in kleineren und schlechter bezahlenden Unternehmen zu finden sind, ist ein weiterer Faktor. Zudem bleibt aber auch nach konservativen Rechnungen immer noch ein unerklärbarer Rest, der in reiner Diskriminierung bestehen könnte.
11 May 2016
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Rentner im Westen bekommen 42 Prozent mehr Geld als Rentnerinnen, im Osten sind es „nur“ 23. Die Lücke wird kleiner, der Grund dafür ist aber nicht so gut.
Die Koalition streitet über den Gesetzentwurf von Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD). Die Union warnt vor einer Neiddebatte.
Ohne Gesetz gibt es für Frauen nicht gleiches Geld für gleiche Arbeit. Sagen LobbyistInnen. Aber das Kanzleramt blockiert die Initiativen.
Gleiche Arbeit für gleichen Lohn gibt es in Deutschland noch lange nicht. Ein neues Gesetz soll jetzt helfen, den „Gender Pay Gap“ zu beseitigen.
Tristes Fazit des „Arbeitskreises Berufliche Perspektiven für Frauen“: Über die Hälfte der Bremer Hartz-IV-Empfängerinnen arbeiten.
Frauen entscheiden sich oft für soziale Berufe. Aber Ingenieurinnen und Mechanikerinnen verdienen deutlich besser.