taz.de -- Präsidentschaftsvorwahlen in den USA: Sanders überrascht in Michigan

Dreimal Trump, einmal Cruz, einmal Clinton, einmal Sanders: In Idaho und Hawaii haben die Republikaner gewählt, in Michigan und Mississipi beide Parteien.
Bild: Sanders mit Unterstützer_innen in Miami am 8. März.

Lansing ap | Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat sich im US-Staat Michigan überraschend gegen seine parteiinterne Rivalin Hillary Clinton durchgesetzt. Seine Konkurrentin hatte am Dienstag zuvor die Vorwahl der US-Demokraten in Mississippi gewonnen. Auf republikanischer Seite feierte Spitzenreiter Donald Trump in Mississippi und Michigan zwei weitere Siege. Ted Cruz revanchierte sich später mit einem klaren Erfolg in Idaho.

Sanders sah in seinem Michigan-Erfolg einen Beleg dafür, dass seine Kampagne landesweit das Feld von hinten aufgeholt habe. Er verwies auf Umfragewerte, denen zufolge er einmal in Michigan deutlich hinter Clinton zurückgelegen habe. Den Schwung werde er in künftige Vorwahlen mitnehmen, erklärte der 74-Jährige. Er dankte den Wählern in Michigan dafür, sich „den Experten und Meinungsforschern widersetzt zu haben“.

Trotz seines Sieges wird Sanders hinsichtlich der Delegiertenstimmen für die Präsidentschaftsnominierung der Demokraten nicht groß aufholen können. Clinton gewann in Mississippi dank überwältigender Unterstützung afroamerikanischer Wähler klar und wird so den Großteil der dort zu vergebenden Delegierten erhalten. In Michigan wird sie trotz der Niederlage mindestens 52 bekommen, während auf Sanders mindestens 63 entfallen. Insgesamt liegt die 68-Jährige nun bei 1214, Sanders bei 566. 2383 Delegierte sind für die Parteinominierung notwendig.

Auch Trump führt nach seinem Doppelsieg souverän. Er liegt bei 446 Stimmen von Wahlmännern und Wahlfrauen vor Cruz mit 347, Marco Rubio mit 151 und John Kasich mit 54. Die Delegierten aus Hawaii, wo das Vorwahlergebnis noch ausstand, waren hier aber noch nicht mit eingerechnet. 1237 sind für die republikanische Parteinominierung notwendig.

Clinton stichelte am Abend in Richtung der Republikaner. „Jedes Mal, wenn man denkt, es kann nicht hässlicher werden, finden sie einen Weg“, sagte sie hinsichtlich der jüngsten Wahlkampfangriffe von Trump und seiner Konkurrenz. Auch der 69-Jährige selbst ging auf den hitzig geführten Wahlkampf in seiner Partei ein. Jede Einzelperson, die ihn angegriffen habe, sei gescheitert, sagte er in einem seiner Resorts in Florida. Es war ein weiterer unorthodoxer Auftritt Trumps, bei dem er neben Tischen voller Steaks, Wasserflaschen und Wein stand.

Er sah in seinen weiteren Vorwahlsiegen Beweise dafür, dass Kompetenz wichtiger sei als Werbekampagnen. Trump nahm damit Bezug auf den Versuch der Spitze seiner Partei, gegen ihn Stimmung zu machen und so seinen Höhenflug zu stoppen. „Heute Abend hat es nur eine Person gut gemacht: Donald Trump“, so der 69-Jährige. Später sagte er zu einer Negativkampagne gegen ihn mit Ausschnitten, in denen er flucht, diese Werbung könne nur zu seinen Gunsten sein. „Die Leute haben es satt und sind es leid, politisch korrekt zu sein.“

Bei beiden Parteien stand Michigan besonders im Fokus. Vor allem Kasich, der bislang noch keine Vorwahl gewinnen konnte, hatte auf den Staat im Nordosten der USA gesetzt, um Schwung für die Vorwahl in seinem Heimatstaat Ohio in einer Woche zu bekommen. Trotz seiner Niederlage gegen Trump äußerte er sich zufrieden mit dem Resultat. Die Wähler hätten angefangen, seine positive Kampagne wahrzunehmen und zu schätzen, sagte Kasich am Abend in Columbus. Sollten er und Rubio am kommenden Dienstag nicht ihre Heimatstaaten Ohio und Florida gewinnen, läuft alles auf einen republikanischen Zweikampf zwischen Trump und Cruz hinaus.

9 Mar 2016

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