taz.de -- Umstrittener belgischer Atomreaktor: Wegen Defekts vom Netz genommen

Kaum war Doel 3 angeschaltet, ist er auch schon wieder aus – wegen nötiger Reparaturen. Die Öffentlichkeit sei nicht gefährdet, teilen die belgischen Behörden mit.
Bild: Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln – das AKW Doel.

Antwerpen dpa | Der umstrittene belgische Atomreaktor Doel 3 ist vier Tage nach dem Wiederhochfahren erneut vom Netz genommen worden. Der Schritt sei notwendig gewesen, um eine Reparatur im konventionellen Teil der Anlage zu ermöglichen, sagte eine Sprecherin am Freitag. Dort habe man an einer Heißwasserleitung eines Generators ein kleines Leck entdeckt.

Für die Sicherheit der Anlage und die Umwelt stelle der Defekt keinerlei Gefahr dar, betonte die Sprecherin. Der Reaktor musste ihren Angaben zufolge nicht heruntergefahren werden. Es werde erwartet, dass er bereits in einigen Tagen wieder ans Netz gehen könne, erklärte sie.

Das bei Antwerpen gelegene Kraftwerk Doel 3 war zuletzt wegen Sicherheitsbedenken mehr als eineinhalb Jahre abgeschaltet gewesen, nachdem Haarrisse am Reaktorbehälter entdeckt waren worden. Nach einer Überprüfung teilte die Atomaufsichtsbehörde AFCN jüngst aber mit, dass das Problem keine Gefahr für die Sicherheit des Reaktors darstelle. Er wurde erst am 21. Dezember wieder hochgefahren.

In Deutschland wird der Betrieb von Doel 3 und des baugleichen Reaktors Tihange 2 von Umweltschützern, aber auch von der Bundesregierung sehr kritisch gesehen. „Wir sind besorgt, ob die erforderliche Reaktorsicherheit dieser Anlagen in vollem Umfang gewährleistet ist“, schrieb Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erst am Heiligabend auf ihrer Facebook-Seite.

25 Dec 2015

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