taz.de -- Simbabwe verkauft Elefanten nach China: Export gegen Wilderei
Durch den Verkauf von Elefanten an chinesische Zoos will Simbabwe verstärkt seine Nationalparks finanzieren. Tierschützer sind entsetzt.
BERLIN taz | Simbabwes Pläne, noch mehr Elefanten und andere Wildtiere nach China zu verkaufen, stoßen bei Tierschützern auf heftige Kritik. „Dutzende Elefantenbabys“ seien in China zu einem „grausamen und unmenschlichen Leben“ verdammt, meint die örtliche Umweltschutzorganisation „Zimbabwe Conservation Task Force“. Für Krach sorgen Aussagen der simbabwischen Umweltministerin Oppah Muchinguri-Kashiri anlässlich eines Besuchs in China. „Die Chinesen fragen nach mehr Elefanten, Pavianen, Hyänen und Löwen, und wir werden ihnen, ohne zu zögern, noch mehr verkaufen“, zitiert sie die staatliche Zeitung Herald.
Der Verkauf der Elefanten sei notwendig, um den Unterhalt der Nationalparks in Simbabwe zu finanzieren, die von Dürre und systematischer Wilderei geplagt sind. Die Wilderer würden immer raffinierter vorgehen, deshalb müsse man auch in eine fortschrittliche Bekämpfung der Wilderei investieren, zum Beispiel in Helikopter, sagte Muchinguri. Dafür brauche man die Verkaufserlöse.
„Ich bin sehr zufrieden damit, wie die 100 im Juli verkauften Elefanten gehalten werden“, sagte sie nach einem Rundgang im Chimelong-Safaripark im südchinesischen Guangzhou. Hier leben viele der im Juli verkauften Elefanten. „Wir werden uns bei niemandem entschuldigen. Das sind unsere Elefanten, und unsere Bevölkerung lebt mit einer riesigen Population von Elefanten zusammen und erträgt den Ärger im Umgang mit ihnen.“
Simbabwes Elefantenpopulation wird auf 84.000 geschätzt – das Land belegt damit international Platz 3. Die nach China exportierten Elefanten wurden für rund 40.000 Dollar pro Rüssel verkauft. Simbabwe leidet seit über zehn Jahren unter einer Wirtschaftskrise. Die Hyperinflation trieb Tausende auf Arbeitssuche ins Ausland.
Der Handel mit Elefanten ist legal. Die Tiere stehen im südlichen Afrika zwar auf der Liste der gefährdeten Arten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, Botswana und Simbabwe dürfen lebende Tiere jedoch verkaufen.
Aus Familien herausgerissen
Auch Stefan Ziegler, Artenschutzexperte beim WWF, sieht den Verkauf kritisch. Gefährdete Wildtiere zu verkaufen, um andere zu schützen, sei nur in Ausnahmefällen legitim. Etwa dann, wenn ein Elefant die Felder von Bauern zertrample: Solche „Problemtiere“ würden häufig von der Bevölkerung erlegt. Da könne man das Abschussrecht auch an einen Trophäenjäger verkaufen und den Erlös für den Naturschutz einsetzen. Intakte Herden auseinanderzureißen hält Ziegler für schlechten Artenschutz. Und: „Solche Ideen funktionieren auch nur, wenn die Geldflüsse transparent sind. Das sehe ich im von Korruption geplagten Simbabwe leider überhaupt nicht gegeben.“
Bedenklich findet Ziegler auch das Alter der verkauften Elefanten, laut Herald zwischen 5 und 7 Jahren. „Jungtiere sind sehr lange auf die Mutter angewiesen und erst mit 10–12 Jahren eigenständig. Werden sie aus den familiären Banden herausgerissen, ist das ein extrem traumatisches Ereignis für beide Seiten. Elefanten trauern oft lange über verlorene Familienmitglieder.“
8 Jan 2016
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