taz.de -- Genitalverstümmelungen in Gambia: Beschneidung ist unislamisch
Gambia hat die Verstümmelung weiblicher Sexualorgane untersagt. Die Praxis habe im Islam keinen Platz. Viele Frauen werden zu der Operation gezwungen.
Genf/Banjul epd | Gambia hat weibliche Genitalverstümmelung als unislamisch verurteilt und mit sofortiger Wirkung untersagt. Die in Gambia weit verbreitete Praxis habe im Islam keinen Platz, sagte der Präsident des westafrikanischen Landes, Yahya Jammeh, am Mittwoch im Fernsehsender Al-Dschasira.
Geschätzte drei Viertel der Gambierinnen haben sich der gefährlichen Operation unterzogen, bei der Teile der weiblichen Sexualorgane entfernt werden. Sie wird meist bereits bei jungen Mädchen und unter grausamen Bedingungen vorgenommen. Zu den Folgen gehören lebenslange Schmerzen, Infektionen wie Tetanus, HIV, Hepatitis bis hin zu Unfruchtbarkeit.
Menschenrechtler begrüßten die Ankündigung und erklärten, die Umsetzung zu beobachten. Der Putschist Jammeh ist wegen seines autokratischen Führungsstils umstritten. Mehrfach hatte er etwa ein unnachgiebiges Vorgehen des Staats gegen Homosexuelle propagiert.
Weibliche Genitalverstümmelung wird in zahlreichen afrikanischen Ländern praktiziert. Ihre Anhänger begründen dies mit Tradition und islamischen Glaubensvorschriften. Kritiker sehen die Praxis dagegen als Teil einer patriarchalischen Ordnung, die Frauen und ihre Sexualität unterdrückt.
Gambia ist eines von mehr als 20 afrikanischen Ländern, die Genitalverstümmelung untersagt haben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leben mehr als 125 Millionen Frauen mit verstümmelten Genitalien.
26 Nov 2015
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