taz.de -- Hessen stoppt rechtsextremen Verein: „Sturm 18“ verboten

Fast 300 Straftaten wurden geprüft, Beweismaterial wurde gesichert. Nun hat der hessische Innenminister den rechtsextremen Verein „Sturm 18“ verboten.
Bild: Bedrohung der freiheitlichen Gesellschaft: Hessens Innenminister Peter Beuth verfügte das Verbot von „Sturm 18“.

Wiesbaden afp | Das hessische Innenministerium hat den rechtsextremistischen Verein „Sturm 18“ verboten. Der Verein richte sich „gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung“, erklärte Landesinnenminister Peter Beuth (CDU) am Donnerstag in Wiesbaden. „Wir geben Rechtsextremisten keinen Raum.“ Das gelte insbesondere, wenn sie sich in Vereinigungen zusammenschlössen, „um die Werte unserer freiheitlichen Gesellschaft zu bedrohen“.

Der Verein „Sturm 18“ ist dem Innenministerium zufolge der rechtsextremistischen Szene in Kassel zuzurechnen. Die Verbotsverfügung sei den Vorstandsmitgliedern am Donnerstag zugestellt worden. Vorausgegangen seien weitreichende Ermittlungen.

„Der Verbotsverfügung liegen umfangreiche Erkenntnisse des Landesamts für Verfassungsschutz und der hessischen Polizei zugrunde“, erklärte Beuth. Es seien fast 300 Straftaten von aktiven und ehemaligen Mitgliedern des rechtsextremen Vereins „auf eine Verbotsrelevanz geprüft“ worden.

Bei einer Durchsuchungsaktion bei acht Vereinsmitgliedern Mitte August sei umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden, darunter mehrere Computer, Notebooks und Handys, die nationalsozialistisches, antisemitisches und fremdenfeindliches Datenmaterial wie Musik, Bilder und Texte enthielten.

Außerdem seien Vereinssymbole, „Sturm 18“-Bekleidung und verschiedene Flaggen mit Bezug zum Nationalsozialismus sowie ein Luftgewehr, eine Schreckschusswaffe, eine Langwaffe und eine Stilhandgranate mit Übungskopf gefunden worden.

„Dem organisierten Vorgehen von Rechtsextremisten haben wir hiermit einen weiteren Riegel vorgeschoben“, erklärte Beuth.

29 Oct 2015

TAGS

Rechtsextremismus
Verbot
Innenminister
Kassel
Peter Beuth
Kolumne Der rechte Rand
Schwerpunkt Neonazis
Schwerpunkt Rassismus
Flüchtlingshilfe
Schwerpunkt Rassismus
Rechtsextremismus
Razzia

ARTIKEL ZUM THEMA

Neonazi mobilisiert in Bad Segeberg: Militanter Zirkel

Der Aryan Circle ist ein rechtsextremes Netzwerk in den USA. Der verurteilte Neonazi Bernd Tödter will einen Ableger in Deutschland aufbauen.

Urteil im „Sturm-18“-Prozess: Zweieinhalb Jahre Haft für Neonazi

Freiheitsberaubung, Nötigung und Anstiftung zur Körperverletzung: Der 41-jährige Neonazi Bernd T. habe seine „Rechtsfeindlichkeit deutlich gezeigt“.

Rechtsextreme Brüderschaft: Vereint gegen die Anderen

Im Norden rückt die rechte Szene zusammen. Die Kritik an der Asyl- und Flüchtlingspolitik macht frühere Grabenkämpfe vergessen.

Rechte Hetze gegen Flüchtlingshelfer: Hass bis an die Haustür

Die Engagierten der Initiative „Moabit hilft“ unterstützen Flüchtlinge – und werden deswegen von Neonazis bedroht.

Rechte in Deutschland und der EU: Die NPD ist ihnen zu soft

Für ein „weißes Europa“ planen verschiedene rechte Organisationen und Parteien Anti-Flüchtlings-Proteste. Und sie treten dabei immer härter auf.

Gefahr einer rechtsextremen Partei: Die braunen Hetzer vom III. Weg

Die Kleinstpartei hat ihre Angriffe gegen Flüchtlinge verstärkt. Die Staatsanwalt sieht nach einem Anschlag nun „ermittlungsrelevante“ Bezüge.

Razzien bei „Oldschool Society“: Mit blutigem Beil und SS-Rune

Migranten nannten sie „Primaten“, Asylheime und Moscheen waren ihr Ziel. Die OSS-Anhänger präsentierten sich offen im Netz.