taz.de -- Hohe Flüchtlingszahlen in Deutschland: Seehofer droht mit Notwehr

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer setzt der Kanzlerin ein Ultimatum bis Sonntag. Zugleich kritisiert er Österreich scharf.
Bild: Auf Krawall gebürstet: CSU-Chef Horst Seehofer.

PASSAU afp | Im Streit um den Umgang mit den hohen Flüchtlingszahlen hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Frist bis Sonntag gesetzt. „Wir werden nach Allerheiligen beurteilen können, ob Berlin bereit ist, die bayerische Forderung nach einer Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung zu übernehmen“, sagte Seehofer der Passauer Neuen Presse. „Sollte ich keinen Erfolg haben, müssen wir überlegen, welche Handlungsoptionen wir haben.“

„Wir brauchen Begrenzung und Steuerung, weil wir sonst die Probleme nicht mehr beherrschen können“, sagte Seehofer. Der CSU-Chef fügte hinzu, die „wichtigste Maßnahme, die sofort zu treffen wäre“, wäre ein Telefonat der Bundeskanzlerin mit Österreichs Kanzler Werner Faymann. Merkel und Faymann hätten die „Politik der offenen Grenzen“ eingeleitet. „Das kann und muss die Bundeskanzlerin beenden.“

Das Verhalten Österreichs „belastet die nachbarschaftlichen Beziehungen“, so Seehofer. Er forderte ein Ende der „Politik des Durchwinkens“. „Dieses Ziel kann nicht erst im nächsten Jahr erreicht werden, sondern muss sofort umgesetzt werden“, sagte er und brachte erneut Maßnahmen „bayerischer Notwehr“ ins Spiel.

„Es gibt aus bayerischer Sicht Grenzen der Bemühungen“, fügte Seehofer hinzu, der den Kurs der Kanzlerin in der Flüchtlings- und Asylpolitik seit Wochen scharf kritisiert. „Wir haben nur noch ein ganz, ganz kleines Zeitfenster. Bis zum Frühjahr können wir nicht mehr warten, dieses durch falsche Entscheidungen ausgelöste Chaos zu beenden.“ Darunter leide nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch viele Flüchtlinge, „die unter völlig falschen Voraussetzungen und Hoffnungen zu uns kommen“.

27 Oct 2015

TAGS

Schwerpunkt Flucht
Bayern
Horst Seehofer
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Asylrecht
Flüchtlinge
CDU
Schwerpunkt Flucht
Asylpolitik

ARTIKEL ZUM THEMA

Flüchtlinge im Grenzraum Passau: Mehr Platz in Notquartieren

Noch immer suchen Tausende Menschen im Grenzraum Passau Zuflucht. Doch erstmals seit Tagen entspannt sich die Lage: weniger Flüchtlinge, mehr Unterkünfte.

Flüchtlingsdebatte in der Union: Ultimatum mit was denn bloß

Horst Seehofer droht der Kanzlerin mit Konsequenzen, sollte die Zahl der Flüchtlinge nicht sinken. Doch sein Krawallpotenzial ist begrenzt.

De Maizière zur Flüchtlingskrise: Der Seehofer der CDU

Was die CSU kann, kann der Innenminister schon lange. De Maizière kritisiert Österreich scharf. Zugleich sagt er, die Zahl afghanischer Flüchtlinge sei inakzeptabel.

Flüchtlinge in Slowenien und Österreich: Das Z-Wort

Weder Slowenien noch Österreich haben bisher Pläne zur Grenzsicherung konkretisiert. Jetzt sagt Österreichs Innenministerin erstmals „Zaun“.

Leistungskürzung und Grundgesetz: Keine unzulässige Abschreckung

Ausreisepflichtige Asylbewerber erhalten weniger als das Existenzminimum. Verstößt das gegen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts? Eher nicht.

Kommentar Revolte gegen Merkel: Der Putsch fällt aus

Die Umfragewerte der CDU sinken. Immer mehr Abgeordnete rebellieren gegen Angela Merkel. Stürzen will sie am Ende aber niemand.

CDU-Bezirksparteitag in BaWü: Ein Orban-Mann in der tiefen Provinz

Die CDU-Basis ist beim Thema Flüchtlinge gespalten. In Baden-Württemberg durfte nun ein Minister Viktor Orbans auf einem Parteitag reden.

Debatte um deutsche Flüchtlingspolitik: Alle gegen Merkel

CSU-Chef Horst Seehofer droht der Bundeskanzlerin nun mit Verfassungsklage, die AfD gar mit einer Strafanzeige. Selbst die SPD setzt sich ab.

Kommentar Merkels Flüchtlingspolitik: Nur gute Miene oder mutige Politik?

Christliche Nächstenliebe – oder verlogene Gesten? Merkels Flüchtlingspolitik wird von zwei taz-Autoren sehr unterschiedlich beurteilt.