taz.de -- UN-Gipfel in Paris: Temperatur steigt um 2,7 Grad
Vor dem Pariser Klimagipfel versprechen immer mehr Staaten, den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen. Ausreichend ist das aber nicht.
Berlin taz | Einen Monat vor Beginn des Pariser Klimagipfels senden die Vereinten Nationen eine doppelte Botschaft: Einerseits gibt es erhebliche Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung. So haben bis zum 1. Oktober 146 von 195 Staaten bekannt gegeben, in welchem Ausmaß sie ihren Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren wollen.
Dies zeige eine „noch nie dagewesene Anstrengung der Länder, gemeinsam den Klimawandel zu bekämpfen“, erklärte die Vorsitzende des UN-Klimasekretariats, Christina Figueres, am Freitag in Berlin. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung.“ Deutschland sei mit seiner Energiewende dabei ein weltweites Vorbild.
Andererseits sind die Zusagen bisher nicht ausreichend, um das Ziel zu erreichen, den Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 möglichst auf 1,5 Grad, maximal aber auf 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Oberhalb davon gilt der Klimawandel wegen der Folge-Effekte als nicht beherrschbar. „Wenn alle Zusagen umgesetzt werden, könnte der Temperaturanstieg auf ungefähr 2,7 Grad begrenzt werden“, sagte Figueres. Das sei deutlich besser als die 4 bis 5 Grad, die ohne Gegenmaßnahmen drohten. „Aber es ist nicht genug.“
Umwelt- und Entwicklungsverbände forderten als Konsequenz eine Verschärfung der Ziele. Es drohten „katastrophale Folgen vor allem für die ärmsten Länder“, sagte Jan Kowalzig, Klimaexperte bei Oxfam. Um dies zu verhindern, müssten die Staats- und Regierungschefs im Dezember in Paris festlegen, dass sie ihre eingereichten Zusagen noch vor Inkrafttreten des Abkommens ab 2020 nachbessern. Zudem müsse festgeschrieben werden, dass alle fünf Jahre neue, verschärfte Verpflichtungen festgeschrieben werden.
Das sieht auch der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth so. Der Pariser Vertrag müsse ein „Startpunkt für weitere Verhandlungen sein“, sagte er.
30 Oct 2015
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