taz.de -- Kommentar Halloween: Ein Fest zum Gruseln
Halloween ist Kommerz pur und nur cool, weil das Fest aus „Amerika“ kommt. Ist es kindgerecht, 4-Jährige als Zombie zu verkleiden?
Halloween wird immer gruseliger. Nicht weil die Kostüme von Jahr zu Jahr schauriger werden – sondern weil sich dieser hohle, kommerzialisierte Brauch in Deutschland immer stärker durchsetzt.
Schauerlich ist, wie leicht sich die Massen von der Süßwarenindustrie, Kostümherstellern und Gossensendern wie RTL manipulieren lassen. Die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie räumt freimütig ein, dass sie es war, die ab 1994 Halloween aus den USA importiert habe. Um ihre Saison zu verlängern und den Umsatz zu steigern.
Unkritische Medien haben die jährlichen Pressemitteilungen der Kostümhersteller zu dem Grusel-Fest aufgegriffen - und die Süßwarenindustrie sprang auf den Zug auf. Tausende Händler - allen voran die großen Kaufhäuser - schwatzten den Leuten Spinnennetzkostüme, Hexenschminke und Gruselplastikkram aus Billiglohnländern auf. Zuvor war das Event in Deutschland nahezu unbekannt gewesen.
Die meisten Halloween-Fans hierzulande gehen also einer Werbekampagne auf den Leim. In den USA hat das Fest eine Tradition, die auf irische Einwanderer zurückgeht. In Deutschland ist es komplett hohl, sein Kern ist Kommerz pur.
Laternenumzüge sind auch überkonfessionell
Was es aber nicht ist: kindgerecht. Trotzdem werden sogar 4-Jährige als kreidebleiche, blutüberströmte Zombies verkleidet. Und animiert, bei wildfremden Leuten an der Wohnungstür zu klingeln, um Zuckerbomben zu erbetteln, die oft auch noch umstrittene Lebensmittelfarben enthalten.
Das neuste Argument der Halloween-Fraktion ist, dass das Fest zur interreligiösen Verständigung beitrage, weil es etwa für Moslems und Christen gleichermaßen akzeptabel sei. Mag sein. Aber auch beim Laternenlaufen - einem weitgehend säkularisierten Brauch - können alle Religionen dabei sein. Doch dafür lässt sich nicht so viel verkaufen. Und Laternenumzüge haben wir ja auch nicht aus dem coolen „Amerika“.
31 Oct 2015
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