taz.de -- Oppositioneller in Saudi-Arabien: Vater bittet um Begnadigung
Mit 17 wurde Ali al-Nimr verhaftet, das Oberste Gericht hat sein Todesurteil jetzt bestätigt. Sein Vater will das verhindern – und auch die UNO schaltet sich ein.
Riad afp | Der Vater eines zum Tod verurteilten jungen Saudi-Arabers hat den König um die Begnadigung seines Sohns gebeten. Er hoffe, König Salman werde das Leben von Ali retten, sagte Mohammed al-Nimr der Nachrichtenagentur AFP in Riad. Zuvor hatte das Oberste Gericht des Landes das Todesurteil gegen den jungen Mann bestätigt – damit liegt sein Schicksal in den Händen des Königs. Ali al-Nimr war wegen der Beteiligung an regierungskritischen Protesten festgenommen und verurteilt worden, sein Fall sorgte weltweit für Aufsehen.
Al-Nimr war im Februar 2012 als 17-Jähriger festgenommen worden, als er sich an Protesten im Zuge des Arabischen Frühlings beteiligte, bei denen auch in Saudi-Arabien Reformen gefordert wurden. Er wurde beschuldigt, Mitglied einer kriminellen Organisation zu sein und die Polizei angegriffen zu haben, und deswegen zum Tod verurteilt. Nach der Bestätigung des Urteils durch das Oberste Gericht könnte der junge Mann jederzeit hingerichtet werden. UN-Experten forderten Riad am Dienstag auf, die Hinrichtung zu „annulieren“. Sie erklärten, al-Nimr sei durch Folter zu einem Geständnis gezwungen worden.
Mohammed al-Nimr warnte in dem Interview mit AFP, eine Hinrichtung seines Sohns könnte zu gewalttätigen Protesten in der schiitischen Minderheit des Landes führen. Er hoffe aber, dass „kein Tropfen Blut“ fließen werde.
Sein Sohn ist der Neffe von Scheich Nimr al-Nimr, einem schiitischen Religionsführer, der ebenfalls zum Tod verurteilt wurde. Er war eine der treibenden Kräfte hinter den Protesten vor vier Jahren im Osten Saudi-Arabiens, wo die meisten Schiiten des sunnitisch dominierten Landes leben.
24 Sep 2015
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Unter den 47 Hingerichteten in Saudi-Arabien war auch der schiitische Geistliche und Regimekritiker Nimr al-Nimr. Nachbarstaaten protestieren, Grüne und Linke auch.
In diesem Jahr hat das Land bereits 151 Menschen getötet. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert politisch motivierte Prozesse.
Das EU-Parlament fordert Saudi-Arabien auf, das Todesurteil für einen Mann auszusetzen. Dieser hatte als 17-Jähriger an einer Demonstration teilgenommen.
Mehr als zwei Millionen Menschen haben sich in diesem Jahr zum Hadsch aufgemacht. Nahe dem Ort Mina kam es zu einem Unglück, mehr als 700 Menschen starben.
Ein Selbstmordattentäter hat sich in Sanaa in die Luft gesprengt. Danach detonierte davor eine Autobombe. 28 Menschen starben. Der IS soll den Anschlag verübt haben.
Nachdem sich die USA dem Iran angenähert haben, fürchtet das benachbarte Saudi-Arabien die Konkurrenz einer neuen Regionalmacht.