taz.de -- ZDF-Nachrichtenmoderator weint fast: Klebers feuchte Augen
Claus Kleber kämpft im „heute journal“ mit den Tränen, als er eine positive Flüchtlingsgeschichte erzählt. Welch schöner, wahrhaftiger Moment.
Claus Kleber weint. Fast. Ein Kloẞ steckt im Hals, die Augen sind feucht, die Stimme bricht. Live im „heute journal“ am Mittwochabend. Nach einem Beitrag über die Integration von Flüchtlingskindern erzählt er von einem Busfahrer aus Erlangen, der 15 Flüchtlinge gefahren hatte und sie durchs Mikro begrüßte: „I have an important message for all people from the whole world in this bus. I want to say welcome. Welcome to Germany, welcome to my country. Have a nice day.” [1][Kleber kommentiert emotional]: „Es kann manchmal so einfach sein.“
Die Männerträne. Ein seltener, wahrhaftiger Moment. Ohnehin ist Kleber der wohl authentischste Nachrichtenmoderator. Twittert zwischen [2][Genialität] und [3][Wahnsinn] und [4][zeigt den Vulkanier-Gruß] zum Tod von Spock-Darsteller Leonard Nimoy.
Weil Wahrhaftigkeit im deutschen (Nachrichten-)Fernsehen so selten ist, werden Klebers feuchte Augen zunächst bei Facebook und [5][Twitter], später in beinahe allen Onlinemedien gefeiert. [6][Bild], [7][Welt], [8][Spiegel Online], [9][Tagesspiegel] – [10][sogar die taz!] Eine mediale Welle, die nur zum Teil dem Sommerloch geschuldet ist.
Denn Männer weinen nicht. Männer weinen schon gar nicht in der Öffentlichkeit und ganz überhaupt niemals vor positiver Rührung. Wenn ein Angehöriger gestorben ist, dann weinen sie, wenn sie wirklich schlimme Schmerzen haben, dann weinen sie. Aber doch nicht aus Empathie.
[11][Kleber twittert später]: „Ich reagiere manchmal auf positive Kleinigkeit emotionaler als auf große Story. Nicht sehr professionell“ (sic!).
Stimmt. Professionell ist das nicht, aber schön.
13 Aug 2015
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Weil sich ein neues Land erstmal seltsam anfühlt, soll in „Flüchtlingskursen“ nun Fremdes vertraut werden. Das Tagebuch einer Sprachlehrerin.
Die Bundespolitik hat zu lange ignoriert, dass die Folgen der Kriege und Krisen auch etwas mit Deutschland zu tun haben.
Militärisch-operative Bedeutung: Soldaten erstellen umfangreiche Profile der Geretteten. Auch der BND ist an dem EU-Einsatz im Mittelmeer beteiligt.
Ein versonnener Morgen mit dem ZDF-Anchorman, dessen Fernseharbeit für die Bootsflüchtlinge aus Afrika geradezu preisverdächtig ist. Eine Telenovelle.
Warum müssen weltweit Millionen Menschen Hunger leiden? „heute journal“-Moderator Claus Kleber will mit zwei Reportagen das Publikum wachrütteln.
Der neue ARD-Korrespondent in Washington, Ingo Zamperoni, über den Umzug, das kulturelle Erbe seiner Frau und seine Perspektiven beim Sender.