taz.de -- Heute ist World Overshoot Day 2015: Zeit für Kepler-452b

Die Menschheit hat die natürlichen Ressourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht. Der Termin ist im Vergleich zu 2014 um sechs Tage vorgerückt.
Bild: Und weg hier – obwohl, die Klimabilanz wird so natürlich auch nicht besser

Berlin dpa/afp | Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse: Alle natürlichen Ressourcen, die ab diesem Donnerstag verbraucht werden, kann die Erde in diesem Jahr nicht mehr regenerieren. Das Gobal Footprint Network rechnet jedes Jahr einen entsprechenden Tag aus.

Den Verbrauch an Ressourcen wie Wäldern und Ackerflächen beobachten Initiativen jedes Jahr und rufen den Welterschöpfungstag aus. Mit dem 13. August ist der Termin in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 um 6 Tage nach vorn gerückt. Wie rasant die Menschheit die Ressourcen in Anspruch nimmt zeigt der Blick in die Vergangenheit: 1987 war der Welterschöpfungstag noch am 19. Dezember.

Grundlage der Berechnungen ist der sogenannte ökologische Fußabdruck. Darin spiegelt sich wider, wie stark der Mensch das Ökosystem und letztlich die Erde beansprucht, um etwa Energie, Nahrung und Holz zu gewinnen. Vor allem Bewohner der westlichen Industrienationen benötigen vergleichsweise viele Ressourcen, um ihren Lebensstil zu wahren. Sie belasten die Erde stärker, als sie das rein rechnerisch dürften: Entsprechend würden nach Angaben des Global Footprint Network eigentlich 1,6 Planeten benötigt, um den Rohstoffverbrauch auf der Erde zu decken.

Der menschliche Ressourcenhunger dauere bereits seit rund drei Jahrzehnten an, warnt die Umweltschutzorganisation WWF. „Der angehäufte Schuldenberg wird größer und größer“, sagte Vorstand Eberhard Brandes. Die Konsequenzen seien mit dem Klimawandel, dem Aussterben vieler Arten und am Wassermangel bereits zu spüren. Der ökologische Fußabdruck Deutschlands stagniere sei Jahren auf „gefährlich hohem Niveau“.

9 Milliarden Menschen

Jeder Deutsche verbrauche jährlich mehr als doppelt so viele Ressourcen, wie ihm im globalen Mittel zustehen würden, um die Erde nachhaltig zu bewirtschaften. Einige Länder verbrauchen laut WWF dagegen weniger, als dafür nötig ist.

Um auf die Überlastung der Erde hinzuweisen, wollten mehrere Initiativen am Donnerstag vor dem Kanzleramt in Berlin eine drei Meter hohe Erdkugel aufbauen. Zu Schlürfgeräuschen soll sie wie eine Getränkepackung mit einem großen Strohhalm ausgesaugt werden, bis sie in sich zusammenfällt. Man wolle die Bundesregierung auffordern, sich für eine zukunftsfähige und gerechte Ressourcenpolitik einzusetzen, teilte das Netzwerk Inkota mit. Die derzeitige Art, zu wirtschaften, gehe nicht nur zulasten künftiger Generationen, sondern auch aktuell zulasten von Menschen in ärmeren Ländern.

Der Welterschöpfungstag weist auch darauf hin, dass sich die Situation in Zukunft noch zuspitzen könnte. So muss die Welt bis 2050 etwa 2 Milliarden Menschen mehr ernähren als heute – wo bereits 800 Millionen an Hunger leiden.

Um der Entwicklung insgesamt entgegenzuwirken, fordert der WWF, in Deutschland insbesondere Landwirtschaft und Verkehr „nachhaltiger auszurichten“ und die Energiewende konsequent umzusetzen. Verbraucher könnten unter anderem durch „bewussteren Fleischkonsum“ und „umweltfreundliche Mobilität“ einen Beitrag leisten.

13 Aug 2015

TAGS

Schwerpunkt Armut
Schwerpunkt Klimawandel
Ressourcen
Ressourcen
CO2-Emissionen
Schwerpunkt Klimawandel
fossile Energien
Greenpeace
Nachhaltigkeit
Ressourcenverbrauch
Ressourcenverbrauch

ARTIKEL ZUM THEMA

„Tag der Erschöpfung“ erreicht: Ab jetzt sind wir in den Miesen

Am 2. Mai sind die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die den Deutschen zustehen. Von nun an leben wir auf Kosten anderer.

Ingenieur über World Overshoot Day: „Die Deutschen sind viel zu langsam“

Vom 1. Januar bis zum 8. August hat die Menschheit so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde in einem Jahr regenerieren kann, sagt Mathis Wackernagel.

Effekte des Klimawandels in Deutschland: Nicht rauchen und Biermangel

2015 könnte weltweit das nächste Rekordjahr in Sachen Hitze werden. Eine Studie zeigt, was Deutschland künftig bevorsteht. Der Hopfen scheint verloren.

Aus dem Postwachstumsatlas von LMd: Immer heißer

Es gibt nicht zu wenig, sondern zu viele fossile Ressourcen – sie müssen in der Erde bleiben.

Greenpeace-Auto kommt ins Museum: Gescheitert mit drei Litern im Tank

Vor 20 Jahren präsentierte Greenpeace ein Dreiliterauto. Die Industrie nahm die Innovationen gern mit – um größere Autos zu bauen.

Sachbuch über Ökobewegung: Alternative Spinner?

Vom 18. Jahrhundert bis heute: Der Soziologe Udo Simonis porträtiert 40 Vordenker des Umweltschutzes. Es ist keine Erfolgsgeschichte.

Privater Ressourcenverbrauch: Die Vermessung des Konsumenten

Der Lebensstil in reichen Ländern überfordert den Planeten. Forscher suchen nach Auswegen: In Bottrop werden 16 Haushalte zum Konsumlabor.

„Living Planet Report“ des WWF: 2,6 Erden benötigt

Deutschland lebt mit seinem Ressourcenverbrauch auf Kosten anderer Länder. Die Übernutzung gefährdet das globale Ökosystem, so eine Studie der Umweltschützer.