taz.de -- Datenpanne bei Facebook: Die Chats der Anderen
Für einige Stunden war es bei Facebook möglich, private Chats von Dritten mitzulesen. Nicht die erste Panne. Und Facebook-Chef Zuckerberg ist dafür bekannt, Privatsphäre keinen Wert zuzumessen.
SAN FRANCISCO afp/taz | Das Online-Netzwerk Facebook hat eine schwere Datenschutzpanne einräumen und beheben müssen. Wie das US-Unternehmen am Mittwoch mitteilte, war es für einige Stunden möglich, die normalerweise privaten Chats anderer Nutzer mitzulesen. Facebook schaltete die Funktion daraufhin zwischenzeitlich ab, um das Problem zu reparieren.
Das Mitlesen der Chats anderer Nutzer ohne deren Wissen war demnach über eine Änderung der Profileinstellungen möglich. Im Blog TechCrunch [1][wird erklärt], wie es möglich war, Chats, Freundschaftsanfragen und Benachrichtigungen mitzuverfolgen.
Wer es lieber visuell mag, kann sich das Mitlesen auch auf Youtube ansehen.
Facebook ist mit mehr als 400 Millionen Nutzern das größte Online-Netzwerk der Welt. In der Vergangenheit war das Unternehmen immer wieder für seinen laxen Umgang mit den Daten seiner Nutzer kritisiert worden.
Angesichts der Tatsache, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg offensiv für "Post Privacy" wirbt, also für "das Ende der Privatsphäre", könnte diese abermalige Schlampigkeit mit Nutzerdaten übel aufstoßen.
Erst vor etwas mehr als einem Monat waren [2][die Mailadressen aller Facebook-Nutzer,] wohl auf Grund eines Softwarefehlers, für einige Stunden für alle anderen Nutzer sichtbar – auch explizit auf privat geschaltete Mailadressen.
Die Stiftung Warentest bemängelte vor einigen Wochen, dass Facebook die Rechte seiner Nutzer erheblich einschränke, sich selbst jedoch umfassende Rechte bei der Verwertung der Daten der Anwender einräume – vor allem bei der Weitergabe der privaten Angaben etwa an Unternehmen. Ökotest monierte Anfang Mai Facebooks Datenschutzerklärung, deren Ignoranz in Bezug auf das deutsche Datenschutzrecht und auch grundsätzlich den laxen Umgang der Firma mit Daten.
6 May 2010
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