taz.de -- Sicherheitslücke bei Facebook: Alle Mailadressen sichtbar
Eine halbe Stunde lang waren alle – auch privat geschaltete – Mailadressen bei Facebook sichtbar. Der Vorfall ereignete sich Mittwoch gegen 3 Uhr morgens (MEZ).
Auf Grund eines Fehlers waren in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch alle Mailadressen, die bei Facebook angegeben sind, für eine halbe Stunde lang sichtbar, so die Webseite [1][gawker.com]. Zahlreiche Personen hätten in dieser kurzen Zeit die Sicherheitslücke im Netz dokumentiert, so gawker.com weiter.
Auch Nicht-Freunde konnten private Mailadressen ansehen. In den Kommentaren bei gawker.com wird gewitzelt, dass die Viagra-Spam-Mafia jetzt 350 Millionen Adressen mehr hätte. Auch schreiben einige, dass sie "zum Glück" ihren Facebook-Account "vor einigen Tagen gelöscht" hätten.
Angesichts der Tatsache, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg [2][offensiv für "Post Privacy"] wirbt, also für ein Konzept, in dem es gar keine Privatsphäre mehr gibt, könnte diese Schlampigkeit übel aufstoßen. Zuckerberg könnte es egal sein, ob seine Mailadresse im Netz kursiert – ob aber alle Nutzer von Facebook das auch so sehen, darf bezweifelt werden.
Im Januar diesen Jahres kursierte im Netz [3][ein Interview], das weitere Fragen zu Facebooks Datenschutzstrategie aufwirft. Eine mutmaßliche Facebook-Mitarbeiterin erzählte darin, dass vom Nutzer gelöschte Nachrichten weiter gespeichert würden und dass jeder Klick auf Facebook aufgezeichnet würde. Zweiteres, um das System für den Nutzer zu optimieren.
Aktuell hat Facebook angekündigt, Nutzerdaten [4][noch schneller an Dritte], insbesondere an Firmen, weiterzugeben. Zuckerberg preist dies mit dem Schlagwort "personalisiertes Internet" an - das Blog TechCrunch kommentierte hingegen mit "Facebook zwingt diese Funktion den Usern auf. [5][Schärft die Mistgabeln]: Bald ist es Zeit für den Privatsphären-Weckruf bei Facebook!"
31 Mar 2010
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Für einige Stunden war es bei Facebook möglich, private Chats von Dritten mitzulesen. Nicht die erste Panne. Und Facebook-Chef Zuckerberg ist dafür bekannt, Privatsphäre keinen Wert zuzumessen.
Das größte soziale Netzwerk Facebook plant, den Datenschutz seiner User weiter einzuschränken. Bald will es Daten leichter an Dritte weitergeben - sprich: an Unternehmen.
US-Online-Netzwerke wie Facebook oder MySpace gehen nach einer Studie der Stiftung Warentest miserabel mit Nutzerdaten um. Einige verweigerten die Kooperation für die Studie.
Nach Änderungen an den Privatsphäre-Einstellungen wird die Kritik an Facebook lauter. Nun wollen deutsche Datenschützer gegen das Netzwerk vorgehen.
In einem Interview hat sich Mark Zuckerberg, Chef des sozialen Netzwerks Facebook, zum Datenschutz geäußert. Die Privatsphäre sei eine "alte Konvention".