taz.de -- Kolumne Die B-Note: Es war nicht alles schlecht

So schlecht, wie sie hinterher von Kommentatoren und Analysten gemacht wurde, war die deutsche Mannschaft bei weitem nicht.

Die DDR hatte das Ampelmännchen und den grünen Pfeil. Die DFB-Auswahl hatte Melanie Behringer, die Standardmaschine aus Frankfurt, und Bianca Schmidt, die Leichtathletin aus Potsdam. Es war nicht alles schlecht. Der Spruch ist offensichtlich immer wahr, egal ob es um untergegangene Diktaturen geht oder gescheiterte WM-Topfavoriten.

Jedenfalls muss man nach dem aberwitzig überlegenen Halbfinal-Auftritt der Japanerinnen gegen Schweden mal Abbitte leisten: So schlecht, wie sie hinterher von Kommentatoren und Analysten gemacht wurde, war die deutsche Mannschaft bei weitem nicht. Immerhin hat sie gegen diese Zaubermannschaft aus Fernost bis zur 108. Minute ein 0:0 gehalten.

Ja, sie hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt sogar ein deutliches Plus an Tormöglichkeiten erspielt. Und zudem das mittlerweile weltweit gefürchtete Kurzpassspiel der Japanerinnen kaum zur Entfaltung kommen lassen.

Nein, das war nicht schlecht. Retrospektiv muss man feststellen: Die DFB-Auswahl war von Silvia Nedi und Co-Trainerin Ulrike Ballweg gut eingestellt in das Viertelfinalspiel gegangen. Die deutsche Mannschaft hatte, trotz offensichtlicher technischer Unterlegenheit, eine gute Siegchance gegen ein mit spanischer Akuratesse operierendes Japan.

Man mag die Auswechseltaktik der Bundestrainerin hinterfragen, ihr Krisenmanagement und ihre Menschenführung. Aber angesichts dessen, was Japan an diesem Abend gespielt hat: Mehr war wohl nicht drin für die Deutschen als ein würdevoller Abschied gegen den späteren Weltmeister, der den Frauenfußball in eine neue Dimension kombiniert. Es war eben nicht alles schlecht.

15 Jul 2011

AUTOREN

Thomas Winkler
Thomas Winkler

TAGS

Fußball
Frauenfußball
Fußball-WM
Frauen-WM
Fußballweltmeisterschaft
WM 2011 – Mixed Zone
Fußball
Fußball
Fußball
Fußball
Fußball

ARTIKEL ZUM THEMA

Fußball-Nachwuchs in Japan: Taktik im Kindergarten

Im japanischen Frauenfußball werden mit dem „Super-Mädchen-Projekt“ bereits jüngste Talente trainiert. Doch es fehlt an professionellen Vereinsstrukturen.

Kolumne Die B-Note: Aufhören! Aufhören!

Die Spielkultur hierzulande ist noch nicht so weit, ein Spiel einfach ein Spiel sein zu lassen.

Kolumne Die B-Note: Danke, Dresden!

Das Publikum beim Viertelfinale buhte Marta aus – provinziell und kleinkariert. Aber für die Geschichtsschreibung ist das gut.

Kolumne Die B-Note: Jalla, jalla Deutschland

Wo sind die Fahnen? Auf der Suche nach dem entspannten Nationalismus.

Kolumne Die B-Note: Kein L-Wort

Die Deutsche Presse-Agentur stellt die Männer der Spielerinnen vor. Und die Frauen? Lieber nicht. Wie verklemmt.

Kolumne Die B-Note: Sonne unterm Schirm

Die Politiker wollen regieren, nicht posieren – und gehen bei der Frauenfußball-WM auf Distanz. Dafür schmeißt sich der Sport an die Politik ran.