taz.de -- Syrische Demonstranten beschossen: Vierzehn Tote in Syrien
Sicherheitskräfte des syrischen Regimes haben nach Angaben von Aktivisten 14 Demonstranten erschossen. Zehntausende demonstrierten gegen das Regime von Präsident Assad.
BEIRUT dapd | In Syrien haben Sicherheitskräfte des Regimes in mehreren Städten am Freitag das Feuer auf Demonstranten eröffnet und dabei nach Informationen eines Aktivisten 14 Menschen getötet. Demnach kamen sieben Personen in der Hauptstadt Damaskus ums Leben, drei weitere in der im Nordwesten gelegenen Stadt Idlib. Drei Menschen wurden in Homs getötet, eine weitere Person starb im Süden in Daraa, sagte Omar Idilbi von den örtlichen Koordinationskomitees.
"Die Hölle ist losgebrochen", sagte ein Aktivist in Daraa der Nachrichtenagentur AP angesichts des intensiven Beschusses durch die Soldaten. Zehntausende Regierungsgegner waren auch am Freitag landesweit gegen das Regime von Präsident Baschar Assad auf die Straße gegangen. Die Menge habe den Sturz Assads sowie die Freilassung aller Festgenommenen gefordert, sagte der Aktivist Mustafa Osso.
Die Proteste reichten dabei von Damaskus und seinen Vororten bis in die Provinz Hasakeh im Norden, nach Daraa im Süden und bis nach Latakia an der Küste. Auch an den Brennpunkten Homs und Hama kamen tausende Menschen zusammen. In Hama kam es zu einer der größten Demonstrationen. Die viertgrößte Stadt des Landes ist eine Hochburg der Opposition. Viele Menschen aus den nahegelegenen Dörfern hätten sich dort an den Protesten beteiligt, sagte ein Aktivist.
Die Stadt, die seit Anfang Juni nicht mehr unter Regierungskontrolle steht, leide aufgrund einer Belagerung durch Soldaten unter einem Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln, sagte der Aktivist. Krankheiten breiteten sich aus, da in den vergangenen zwei Wochen kein Müll mehr entsorgt worden sei.
Die syrische Opposition hat ihre Freitagsproteste den Zehntausenden gewidmet, die seit dem Beginn des Aufstands Mitte März festgenommen wurden. Assad versucht unterdessen, die Rebellion blutig niederzuschlagen. Dabei sind Menschenrechtlern zufolge bereits rund 1.600 Menschen getötet worden. Die Regierung weist die Zahlen zurück und macht unter anderem eine ausländische Verschwörung für das Blutvergießen verantwortlich.
15 Jul 2011
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