taz.de -- Hilfe für Jemens Diktator: Saleh darf zum Doc in die USA

Ein US-Regierungsbeamter erklärt, dass der scheidende Präsident demnächst zur medizinischen Behandlung einreisen könnte. Doch die Entscheidung ist in beiden Ländern umstritten.
Bild: Noch sitzt Abdullah Saleh in Sanaa, ist aber seit einer Attacke im Juni verletzt.

NEW YORK dpa | Die USA sind offenbar bereit, den scheidenden jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh für eine medizinische Behandlung in die USA einreisen zu lassen. Das meldete die New York Times unter Berufung auf zwei Regierungsbeamte am Montag.

Laut eines in der Zeitung zitierten Regierungsbeamten könne Saleh schon Ende der Woche in einer New Yorker Klinik behandelt werden. Saleh hatte zuvor selbst angekündigt, bald in die USA reisen zu wollen. Er wolle aber bald wieder in den Jemen zurückkehren. Saleh war vor Monaten bei einem Bombenanschlag auf die Moschee neben dem Präsidentenpalast verletzt worden.

Für Salehs Einreise müssten aber bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Ein Visum für Saleh sei noch nicht ausgestellt worden, hieß es weiter. Saleh wäre der erste arabische Machthaber seit dem Beginn der politischen Unruhen vor einem Jahr, dem ein längerer Aufenthalt in den USA gestattet würde.

Schutz soll der Diktator nicht finden

Die Entscheidung, Saleh die Einreise zu erlauben, ist in den USA jedoch umstritten. Einige Regierungsmitglieder fürchten, dass Amerika nun unterstellt werde, dem geschmähten Diktator so Schutz zu bieten. Saleh wird für den Tod hunderter Regierungskritiker verantwortlich gemacht.

Auch im Jemen sind die Meinungen gespalten. Die Interimsregierung will einerseits Raum für politischen Fortschritt schaffen. Andererseits solle der Diktator den medizinischen Aufenthalt aber nicht für politische Vorteile nutzen. Saleh hatte im November eine Abmachung unterzeichnet, wonach der seit 33 Jahren regierende Diktator im Gegenzug für seinen Rückzug aus der Politik Schutz vor Strafverfolgung erhält.

Ein tagelanger Protestmarsch gegen den scheidenden Präsidenten hatte erst am Wochenende ein tödliches Ende genommen. Mindestens 14 Demonstranten starben, als Soldaten das Feuer auf sie eröffneten.

27 Dec 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

Wahl im Jemen: Wahlkampfhilfe aus Washington

Bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Ali Abdullah Saleh gibt es nur einen Kandidaten. Und Aufrufe zum Boykott in verschiedenen Teilen des Landes.

Entführungen im Jemen: Erneut traf es einen Deutschen

Sechs Menschen wurden am Dienstag im Jemen entführt. Vier davon waren Ausländer – einer kam aus Deutschland. Bei einem Luftangriff auf Al-Qaida-Kämpfer gab es 15 Tote.

Jemens Präsident Saleh verlässt das Land: Der nächste Dauerherrscher geht

Fast ein Jahr lang forderte die Opposition seinen Rückzug. Nun hat Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh nach 33 Jahren an der Macht das Land verlassen.

Al-Qaida übernimmt die Kontrolle: Jemenitische Stadt in Islamistenhand

Erstmals hat Al-Qaida die Kontrolle über eine komplette Stadt nahe der Hauptstadt übernommen. Über 100 Häftlinge, darunter auch Al-Qaida-Mitglieder, wurden aus dem lokalen Knast befreit.

Amnestie für Saleh: Gesetz zum Schutze des Diktators

Die Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahlen im instabilen Jemen haben begonnen. Ein neues Gesetz gewährleistet dem scheidenden Präsidenten und seinen Unterstützern Immunität.

Proteste im Jemen: Saleh will nun doch bleiben

Nach neuen Großdemonstrationen gegen den scheidenden Präsidenten Saleh will dieser jetzt doch im Jemen bleiben. Er sieht die gesamte Regierung gefährdet.

Umsturz im Jemen: Präsident Saleh will in die USA

Die US-Regierung prüft die Einreisegenehmigung für den scheidenden jemenitischen Präsidenten. Elitesoldaten töten bei Massenprotesten in Sanaa mindestens neun Demonstranten.

Tote im Jemen: Schüsse auf Demonstranten

Nach dem Abgang des jemenitischen Präsidenten Saleh kommt es erneut zu blutigen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt Sanaa. Fünf Menschen kommen dabei ums Leben.

Jemens Präsident unterzeichnet Abkommen: Machtübergabe mit Brief und Siegel

Unterschrift gesetzt: Präsidenten Saleh hat ein Abkommen zur Übergabe der Macht unterzeichnet. Als Gegenzug für seinen Rücktritt sollen er und seine Familie Immunität erhalten.