taz.de -- Gewalt in Syrien: Libanon stoppt Waffenlieferung

Die libanesische Marine hat eine tonnenschwere Waffenlieferung aufgebracht. Während in Syrien die Gewalt anhält, wird der neue Chef der UN-Beobachter in Damaskus erwartet.
Bild: Bislang stoppte nur die israelische Marine Waffenlieferungen. Dies ist der erste Fund der Libanesen vor ihrer Küste.

BEIRUT dpa | Der Libanon hat Medienberichten zufolge eine rund 150 Tonnen schwere Waffenlieferung auf einem Frachter beschlagnahmt, der Richtung Syrien unterwegs war. Wie die arabische Zeitung Al-Hayat am Sonntag meldete, seien Kalaschnikows, Panzerfäuste, Munition sowie Fernrohre und Militäruniformen an Bord gefunden worden. Die Elf-Mann-Besatzung, darunter acht Syrer, würden von libanesischen Behörden wegen Verdachts auf Waffenschmuggel befragt, hieß es.

Die libanesische Marine hatte die „Lutfallah II“ bereits am Freitag vor der Küste im Norden des Landes gestoppt. Nach libanesischen Medienberichten vom Samstag war das Schiff in Libyen beladen worden. Es gehöre einem Syrer, hieß es weiter. Unklar ist aber noch, ob die Lieferung für die Aufständischen bestimmt gewesen ist. Seit Beginn der Unruhen haben staatliche syrische Stellen immer wieder libanesisch-sunnitische Parteien beschuldigt, den Aufstand durch Waffenlieferungen geschürt zu haben bzw. zu unterstützen.

Unterdessen wird der neue Chef der UN-Beobachtermission in Syrien an diesem Sonntag in dem arabischen Land erwartet. Mit Generalmajor Robert Mood sollten auch mehrere unbewaffnete Militärbeobachter nach Syrien einreisen, berichteten lokale Medien am Sonntag. Der Norweger war am Freitag in New York zum Chef der künftig bis zu 300 UN-Experten berufen worden. Die unbewaffneten Beobachter sollen die Waffenruhe in Syrien überwachen, die eigentlich seit Mitte April gilt. UN und Menschenrechtler werfen aber vor allem dem Regime vor, die Waffenruhe immer wieder zu brechen.

Bisher war die Entsendung der UN-Beobachter nur schleppend vorangekommen. Dies liegt an bürokratischen Hürden, logistischen Problemen und politischen Schwierigkeiten in der Abstimmung mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad. In Syrien sind derzeit rund ein Dutzend Beobachter. Sie gehören zu einem Vorauskommando, das die eigentliche Mission vorbereiten soll.

Explosionen erschüttern die brüchige Waffenruhe

Mehrere Explosionen erschütterten unterdessen auch am Sonntag die ohnehin brüchige Waffenruhe. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. In der Hauptstadt Damaskus habe sich eine Explosion ereignet, teilte das lokale Koordinierungskomitee (LCC) mit. Details wurden zunächst nicht bekannt. Auch in der Protesthochburg Hama sei eine starke Explosion zu hören gewesen. Am Rande von Damaskus und Idlib sei es erneut zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und Überläufern gekommen, berichteten Oppositionelle.

29 Apr 2012

TAGS

Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien

ARTIKEL ZUM THEMA

Der Krieg greift über: Gewalt im Libanon statt Frieden in Syrien

Eine neue Gruppe hat sich im Internet zu den schweren Änschlagen in Syrien bekannt. Die Gewalt hält an, ein Dorf wurde gestürmt. Wenigstens bekommen die UN-Beobachter gepanzerte Fahrzeuge.

Gewalt gegen Studenten in Syrien: Vier Tote bei Uni-Sturm des Militärs

Syrische Truppen töten bei der Erstürmung der Universität von Aleppo vier Studenten. Der Leiter der UN-Mission besucht Homs und Hama. Hier gibt es immer mehr Entführungen.

Gewalt in Syrien: Exekutionen dank dickem Budget

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat dem syrischen Regime Massenexekutionen nachgewiesen. Oxfam deckt syrische Waffeneinkäufe in Höhe von 168 Millionen US-Dollar auf.

Gewalt in Syrien: UN-Beobachtern Visa verweigert

Syrien scheint nicht alle UN-Beobachter wilkommen zu heißen. Drei Visa wurden verweigert. Nachdem das Regime die geforderte Waffenruhe brach, greifen auch die Deserteure wieder an.

Gewalt in Syrien: Angriffe auf Zentralbank und Polizei

Aus dem Nordwesten Syriens und aus der Hauptstadt Damaskus werden schwere Explosionen gemeldet. Eine Polizeipatrouille wurde angegriffen. Staatsmedien sprechen von über 20 Toten.

Debatte Syrien: Eure Angst hilft uns nicht

Im Ausland wird viel von den angeblich brutalen Rebellen in Syrien berichtet. Doch die meisten Syrer demonstrieren weiter friedlich für ihre Menschenrechte. Wie am ersten Tag.

Gewalt in Syrien: Tote bei Attentaten in Damaskus

Während landesweit demonstriert wird, sind in Damaskus Bomben detoniert. Die Muslimbruderschaft fordert die UN auf, Syriens Mitgliedschaft auszusetzen. UN-Beobachter treffen in Daraa ein.

Gewalt in Syrien: Schwere Explosion in Hama

In der Protesthochburg Hama ist laut Rebellen eine Rakete eingeschlagen und hat über 70 Menschen getötet. Die syrische Regierung sagt, die Explosion sei den Rebellen zuzuschreiben.

Syrische Kurden im Irak: Gegen Assad, gegen den Krieg

Mehrere tausend Kurden sind aus dem Nachbarland in den Nordirak geflohen. Die Kurden misstrauen jedoch der arabischen Opposition und warten erst einmal ab.

Lage in Syrien: Annan nennt Gewalt „alarmierend“

Das Versprechen zur Beendigung der Gewalt in Syrien ist ein leeres: Die Berichte über die Erschießung von Menschen dauern an. Nur die Nähe von UN-Beobachtern sorge für etwas Ruhe.