taz.de -- Russland verliert 0:1 und ist raus: Griechenland entgeht Abstufung
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte trifft Karagounis zum 1:0. Die bisher dominanten Russen verfallen daraufhin in Angststarre. Ihnen soll kein Ausgleich mehr gelingen.
Das Spiel: Ungriechische Griechen agieren offensiv – und schaffen in der 6. Minute fast die Führung durch Katsouranis nach einer Ecke und eine Minute darauf ebenso gefährlich durch Torosidis. Sie müssen treffen eigentlich, so schreibt es die Tabellensituation vor – sonst geht’s schon morgen zurück nach Athen, gut eingestimmt, Russland, Europa und der ganzen Welt die Schuld an allem zu geben. Offenkundig ist schon in der ersten Halbzeit: Sie können es nicht.
Es ist wie eine Sinfonie von Theodorakis: Gelegentlich zuspitzender Lärm verliert sich im Plätschernd-Dissonanten. Russland (& vor allem Arschawin) hat alles unter Kontrolle. Auffällig: Papadopoulos (Schalke 04) in seinem elften Länderspiel blockt einige der russischen Angriffszüge elegant ab. Und dann, eben vor der Pause, wird doch alles anders: Einen Einwurf in der russischen Hälfte lenkt Schirkow versehentlich auf Karagounis – der den Ball perfekt ins Tor lenkt. Jetzt ist Griechenland wieder weiter.
Wird Russland jetzt angreifen? Irgendwas aufblitzen lassen vom ästhetischen Eifer wie gegen Tschechien? Nix da. In der 61. gibt es – zurecht – keinen Elfer für die Griechen: Karagounis war besonders theatralisch über ein russisches Knie im Strafraum zum Straucheln gekommen. Arschawin & Co. wirken müde, weil niemanden von ihnen eine gute Idee einfällt – Angststarre? Zentimeter nur fehlen am Ausgleich in der 84. Minute: Langsam wird es allen nervös. Russische Fans auf den Rängen – überwiegendst abgelöscht guckend. Zagojew immer noch nicht in Form. Sifakis hält in der 92. Minute einen sogenannten 'Unhaltbaren'. Aus!
Der Moment des Spiels: Der Abpfiff. Alle Expertensprüche Makulatur.
Der Spieler des Spiels: Karagounis. Weinte er fast, als er in der 67. Minute, altersgemäß, ausgewechselt wurde und den nicht erschlichenen Strafstroß immer noch nicht verkraftet hatte? Sein Tor vor der Pause war eine Delikatesse.
Die Pfeife des Spiels: Schiri Eriksson. Pfiff das eher anspruchslose Spiel mit nur leichten Patzern. Den Elfer durfte er nicht geben – es war einfach kein absichtliches Foul.
Die Schlussfolgerung: Rehakles lebt!
Und sonst? Russland, das Ästheten zum Auftakt des Turniers in gute Laune versetzte, kann wieder einmal nicht die eigenen und berechtigten Ansprüche zur Erfüllung bringen.
16 Jun 2012
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