taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht kümmern sich die Kinder homosexueller Paare und Gérard Dépardieu geht als Obelix nach Moskau.
Bild: „Obelix in Moskau“ noch nicht: Gérard Dépardieu flieht vor der Reichensteuer nach Russland und Putin kriegt keinen Wodka.

Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Das war ja nun kein Weltuntergang.

Und was wird besser in dieser?

Peter Struck kann zurückkommen.

Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zeigt es: Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland liegt bei 15,1 Prozent! Im Süden ist die Quote niedriger als im Norden. Müssen wir nun allen nach Baden-Württemberg und Bayern abwandern?

Reich ! Wir sind reich ! An Armutsberichten. Der erste sollte von der Bundesregierung kommen, doch : Der wird gerade auf Druck von Wirtschaftspraktikant Rösler geremixed. Von der Leyens Beamte sollen kritische Passagen über ungerechte Vermögensverteilung und Reallohnschwund beiputzen. Nr. 2 war die direkte Antwort der „Nationalen Armutskonferenz“ – Kirchen, Gewerkschaften, Selbsthilfegruppen – sie bestreiten den geschönten Bericht der Bundesregierung. Nun also Nr. 3 vom Wohlfahrtsverband, er sieht 12,4 Mio Menschen von Armut bedroht – neuer Rekord. Vielleicht könnte man noch ein paar Studien ordern, um neue Jobs zu schaffen. Bevor die Leute nach Bayern, BaWü und Hessen auswandern, könnte man die Kohle aus den reicheren Schichten nach Bremen und Mecklenburg schicken. Das ist der Teil, den die Bundesredigierung gerade streichen lässt.

Adoption: Die Rechte homosexueller Paare in Deutschland wurden bestärkt. Und wer denkt an die Kinder?

Der Weihnachtsmann. Und Knecht Ruprecht. Klingt sogar nach einer SM-Schwulen-Ehe. Nach geltendem Recht könnte Ruprecht das leibliche Kind des Weihnachtsmannes adoptieren, und bald wohl auch ein Adoptivkind des Kollegen. Hier geht es um Kinder, die eh schon da waren. Das dicke Ding kommt noch : Können Schwulenehen genau so am Adoptionsmarkt konkurrieren wie heterosexuelle ? Das Grundgesetz schützt „Ehe und Familie“, beides liegt vor, also wird sich auch diese letzte Diskriminierung nicht halten lassen. Dann werden die sich entäußern müssen, die ein gleichgeschlechtliches Elternpaar weniger gut für´s Kind finden als zwei Heten. Und Gründe nennen. Das wird nicht lustig.

Die Gema setzt ihre große Tarifreform für 2013 aus und verhandelt weiter mit dem Bundesverband der Musikveranstalter. Sieht so Einsicht aus?

Bei der angedrohten Tarifexplosion um bis zu 700 % hätte die Gema auch gleich betteln können, Clubbesitzer und Musiker sollten endlich eine vernunftbegabte Gegenorganisation gründen. Im Fernsehen gab es früher „gemafreie“ Musik, die direkt dem Produzenten vergütet wurde. Und viele Musiker staunen, wie wenig von den happigen und oft habgierigen Gema-Rechnungen bei den tatsächlichen Urhebern ankommt. Es sind nicht nur ein paar kniepige Musikveranstalter, denen die Gema gehörig auf die Nuss geht.

Der Kinderkanal KiKa steht erneut im Fokus der Staatsanwaltschaft. Auch bei der Deutsche Bank sind die Fahnder unterwegs. Öffentlich-Rechtliche versus Banken - wer geht schlampiger mit unserem Geld um?

Ich würde meine Kinder jederzeit vor den Kika setzen und niemals in die Deutsche Bank. Märchenanteil bei beiden ungefähr gleich.

Italiens Ministerpräsident Mario Monti sagt „Arrivederci“. Schon lästert Silvio Berlusconi sein Nachfolger habe nichts erreicht. Welche Glanzleistungen haben wir dem mimikfreien Konservativen zu verdanken?

Egal. Wenn Berlusconi Mimik versucht, platzt die Naht am Hinterkopf. Über ihn sagte Monti: „Ich habe große Mühe, seinen Gedankengängen zu folgen“ – seit langem das netteste, was über Berlusconi gesagt wurde. Und das hat man Monti zu verdenken – da ist jemand Italiener und trotzdem nicht komplett gaga. Das schien unterwegs fraglich.

Eine Einigung im US-Haushaltsstreit zur Vermeidung des Fiskalklippe ist nicht in Sicht. Schuld sind einige Republikaner, die partout die Reichenbesteuerung ablehnen und nicht bereits sind den Kompromiss ihres Mehrheitsführers John Boehner zu tragen. Jungenstreich oder Dummheit?

Vorbild. In Deutschland zerlegt sich alle 20 Jahre die Linke : SPD, Grüne, Linkspartei, Piraten. Was genau passiert in den USA, dass die Rechte sich zerlegt ? Potenzial dazu gibt es auch in Deutschland reichlich, auch reichlich unappetitliches. Ok, die Frage „Wieviel Obama kann Steinbrück“ ist bereits Antwort genug.

Nach dem Amoklauf in Newtown hat der US-Bundesstaat Ohio das Waffenrecht gelockert. Bewaffnete Lehrer und Hausmeister könnten immerhin die Schüler verteidigen. Was für eine Idee! Sollen wir das nachmachen?

Halbherzig. Immerhin kam Waffenbesitz in Verruf, weil sensationsgeile Reporter rumberichten können, ohne dass ein anständiger Amerikaner auf sie schießen darf. Auch das Verbot, mit leicht bewaffneten privaten Panzern gegen Ü-Wagen zu rollen zeigt die Ohnmacht der Waffenfreunde.

Um einer Reichensteuer zu entgehen, ist Gérard Dépardieu nach Belgien ausgewandert und hat seinen Pass abgegeben. Sein Freund Wladimir Putin bietet ihm die russische Staatsbürgerschaft an. Wo soll er denn nun hin?

„Asterix in Belgien“ gab es schon, „Obelix in Moskau“ noch nicht. Bin dafür! In der Schlußszene hängen Pussy Riot geknebelt im Baum und Putin kriegt keinen Wodka, weil er als Kind reingefallen ist.

Und noch mal Putin: Das russische System sei nicht autoritär, sagt er. Begründung: Nach zwei Amtszeiten hat er den Präsidentenposten verlassen und eine Amtszeit ausgesetzt, bevor er sich wieder platziert hat. Ist das autoritär?

Nein, sehr schüchtern. Bisher weigert sich Putin z.b. standhaft, auch andere Länder zu beherrschen. Volldemokrat halt.

Forschern der Berliner Humboldt-Universität ist es gelungen den perfekten Weihnachtsbaum zu klonen. Die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches?

Die Zapfenhuber sollen lieber den perfekten Ständer erfinden, mir fällt der regelmäßig auf die Omme oder ich sitze unterm Schiefling und bin der Harzempfänger.

Und was machen die Borussen?

Winterpause, bei aktuell 11 Grad, Regen in Dortmund. Also ungefähr das gleiche Wetter wie zur Sommerpause.

FRAGEN: LIT

23 Dec 2012

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Friedrich Küppersbusch

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