taz.de -- Berlusconi-Prozess wird fortgesetzt: Neue Verzögerungstaktik
Trotz Wahlkampf geht der Prozess gegen Silvio Berlusconi weiter. Seine Anwälte wollen jetzt Christiano Ronaldo und George Clooney als Zeugen laden lassen.
MAILAND dapd | Im Kampf um seine persönliche Ehre und politische Zukunft hat Silvio Berlusconi mitten im Wahlkampf eine empfindliche Schlappe erlitten. Der Prozess um das Verhältnis des früheren Ministerpräsidenten zu seiner mutmaßlichen Gespielin „Ruby“ wird nun doch nicht verschoben. Ein Gericht in Mailand lehnte am Montag den Antrag des früheren Ministerpräsidenten ab, das Verfahren auszusetzen.
Damit könnte noch vor der Parlamentswahl am 24. /25. Februar ein rufschädigendes Urteil gegen ihn fallen. Berlusconis Verteidigung setzt jetzt auf die Hilfe eines Fußballidols – und eines Hollywood-Stars.
Berlusconi wird vorgeworfen, die seinerzeit noch minderjährige Karima el-Mahroug alias „Ruby“ für Sex bezahlt und es danach vertuscht zu haben. Sowohl sie als auch der Ex-Regierungschef bestreiten die Vorwürfe.
Nachdem „Ruby“ bei zwei vorangegangenen Terminen nicht erschienen war, kam sie am Montag als Zeugin der Verteidigung zu der Verhandlung. Berlusconis Anwälte verzichteten jedoch ohne Erklärung auf ihre Aussage.
Vor allem aber scheiterten sie mit dem Versuch, den Prozess aussetzen zu lassen, damit ihr Mandant sich dem Wahlkampf widmen könne. Das Gericht befand nach vierstündigen Beratungen, der Wahlkampf sei Berlusconis Privatsache und nicht vergleichbar mit parlamentarischen Verpflichtungen, die eine Unterbrechung rechtfertigen würden.
Möglicherweise setzen Berlusconis Anwälte nun auf eine andere Verzögerungstaktik: Die Verteidigung möchte nämlich noch sechs Zeugen auftreten lassen, die bislang nicht auf ihrer Liste stehen, etwa den portugiesischen Starfußballer Cristiano Ronaldo und US-Schauspieler George Clooney sowie el-Mahrougs Mutter.
Spendengelder statt „Bunga-Bunga“
Doch Ronaldo ist damit gar nicht glücklich. „Ich weiß nicht, wer diese Frau ist“, sagte der Promi-Kicker über seine angebliche Anwesenheit am besagten Abend. „Am 29. Dezember 2009 war ich in Madrid und habe mit der Mannschaft trainiert.“
Auch Clooney will Berlusconis Villa nur einmal besucht haben, um Spendengelder für die Krisenregion Darfur einzuwerben, aber keineswegs zu einer von Berlusconi berüchtigten „Bunga-Bunga“-Partys geblieben sein.
Der 76-jährige Ex-Regierungschef wiederum bezeichnete das Verfahren gegen ihn im Interview mit dem Sender Sky TG24 als „eine Komödie, eine Farce, ein diffamierender Schwindel“.
Das Verfahren kommt ihm ebenso ungelegen wie zwei andere in Mailand laufende Prozesse, in denen er sich unter anderem wegen Steuerbetrug verantworten muss. Denn im Februar stehen in Italien Parlamentswahlen an, und in den Umfragen liegt Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition ohnehin schon hinter den führenden Sozialdemokraten.
15 Jan 2013
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