taz.de -- Neue Form der Vogelgrippe in China: Die Angst vor einer neuen Pandemie

In und um Schanghai sind bereits sechs Menschen an einer neuen Form der Vogelgrippe gestorben. Die Ursachen sind bislang unbekannt.
Bild: Nach sechs Todesfällen wissen die chinesischen Behörden nicht, wie ansteckend der Vogelgrippe-Virus mit dem Namen H7N9 ist.

PEKING taz | Erst [1][15.000 tote Schweine], dann tausende von toten Enten, nun die ersten toten Menschen – in China wächst die Angst vor einer neuen Seuche. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, sind bis Freitag sechs Menschen an einer bislang unbekannten Form der [2][Vogelgrippe] gestorben, 14 weitere seien erkrankt und sollen sich zum Teil „in kritischem Zustand“ befinden.

Alle verstorbenen Patienten hätten sich zunächst über hohes Fieber und Husten beklagt, schreibt Xinhua. Anschließend folgte eine schwere Lungenentzündung. Die meisten Erkrankungen habe es im Raum von Schanghai gegeben. Noch wissen die Behörden nicht, wie ansteckend der Vogelgrippe-Virus mit dem Namen H7N9 ist. Am Donnerstag hatten die chinesischen Behörden Massenschlachtungen von Geflügel zunächst abgelehnt.

Am Freitag entdeckten sie den Virus jedoch auf einem Schanghaier Markt an Tauben. Daraufhin haben Sicherheitskräfte den Markt geräumt und sämtliche 20.000 Hühner, Enten, Gänse und Tauben schlachten lassen. Tatsächlich hatten die meisten Erkrankten in irgendeiner Form Kontakt zu Geflügel. Der Ausbruch der Krankheit am Menschen ist seit Anfang der Woche bekannt.

Einen direkten Zusammenhang zu den 15.000 toten Schweinen im Stadtfluss von Schanghai gibt es bislang nicht. Mitte März hatte der Huangpu über mehrere Tage hinweg tausende Schweinekadaver angeschwemmt. Der Grund ist bis heute nicht bekannt. Eine Woche später gab es Berichte über mehrere tausend tote Enten in Gewässern der Provinz Sichuan. Auch in diesem Fall hüllen sich die Behörden in Schweigen.

Erinnerung an Sars-Epidemie

Dabei werden Erinnerungen an die Sars-Epidemie wach. Vor ziemlich genau zehn Jahren waren in Südchina in einem Krankenhaus gleich mehrere Dutzend Krankenhausangestellte an einer besonders schweren und ansteckenden Lungenentzündung erkrankt. Weil die zuständigen Behörden damals schwiegen, konnte sich der Erreger binnen kurzer Zeit in alle Teile der Welt verbreiten. 800 Menschen starben seinerzeit an dieser Seuche.

Die US-Zeitschrift Foreign Policy – an und für sich nicht für Alarmismus bekannt – hält einen Zusammenhang der aktuell drei Seuchen durchaus für möglich. Dass der bekannte Vogelgrippe-Erreger H5N1 durch Mutation gefährlicher wird und gar von Mensch zu Mensch übertragbar werden kann – das befüchten Experten schon lange. Das chinesische Gesundheitsministerium versichert aber, dieses Risiko sei nach dem derzeitigen Kenntnisstand gering.

5 Apr 2013

LINKS

[1] /!112759/
[2] /!109707/

AUTOREN

Felix Lee

TAGS

Vogelgrippe
China
H5N1
Pandemie
H7N9
Landwirtschaft
H5N8
Vogelgrippe
Vogelgrippe
Vogelgrippe
Hühner
China
Vogelgrippe

ARTIKEL ZUM THEMA

Vogelgrippe und Massentierhaltung: „Stallpflicht ist kontraproduktiv“

Vogelgrippe tritt in Massenställen auf. Doch es hält sich die These, dass Wildvögel das Virus übertragen. Gänseforscher Johan Mooij klärt auf.

Angst vor dem Virus: Eine Ente macht noch keine Pest

Stallpflicht für Geflügel soll verhindern, dass Wildvögel das H5N8-Virus verbreiten. Dass sie das überhaupt tun, ist aber gar nicht sicher.

Wildente mit Vogelgrippe in Meck-Pomm: Greenpeace warnt vor Massentötung

Sollte die Vogelgrippe in Niedersachsens Agrarindustrie ausbrechen, müssten Millionen Tiere getötet werden, sagen Umweltschützer. Haben Zugvögel Geflügel angesteckt?

Vogelgrippe-Fälle in Nordeuropa: Jetzt auch in England

Der H5N8-Virus ist auf einer Entenfarm in Yorkshire ausgebrochen. Alle Tiere werden notgeschlachtet. Experten vermuten eine Übertragung durch Wildvögel.

Tödliche Grippeviren: Neue Infektionswellen

In China sind seit Jahresanfang mindestens 20 Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Tote gibt es auch in Mexiko: Dort ist die Schweinegrippe die Ursache.

Hühner in Massentierhaltung: Wer soll das alles essen?

Der Bau von neuen Megaställen in der Geflügelmast boomt. Dabei wird in Deutschland heute schon mehr Hühnerfleisch produziert als verbraucht.

Vogelgrippe in China: Erste Infektion in Peking

Die neue Vogelgrippe breitet sich weiter aus. Erstmals sind jetzt Erkrankungen aus Peking und dem Zentrum des Landes gemeldet worden.

Vogelgrippe in China: Ein weiterer Toter

China hat tausende Vögel gekeult. Aber das könnte gegen das Vogelgrippe-Virus H7N9 nicht reichen. Das Virus könne sich unentdeckt verbreiten, warnt die WHO.

Ausbreitung der Schweinegrippe: WHO erhöht auf Alarmstufe fünf

Die Chefin der Weltgesundheitsorganisation ruft alle Länder der Welt zur Aktivierung von Notfallplänen auf. Die Grenze zwischen USA und Mexiko bleibt offen. Mexiko korrigiert die Zahl der Todesfälle nach unten.

Vogelgrippe-Tote in China: Kontrollettis auf Pekinger Märkten

Nach dem Tod einer Frau an Vogelgrippe schränken Pekings Behörden den Handel mit Geflügel ein. Während des nahen Frühlingsfestes ist die Ansteckungsgefahr besonders groß.

Mysteriöse Vogelgrippe-Fälle: Forscher vermuten Virus in Kühltruhen

Nach H5N1-Fällen in Brandenburg suchen Experten nach neuen Übertragungswegen. In Pakistan soll die Tierseuche von Mensch zu Mensch übertragen worden sein.

Vogelgrippe in China: Mann ohne Geflügelkontakt infiziert

Die Weltgesundheitsorganisation nimmt an, dass in China die Vogelgrippe von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Es wäre der weltweit vierte Fall.