taz.de -- Homoehe in Frankreich: Gewalttätige Proteste in der Nacht
Gegner der Homoehe griffen bei Protesten in Paris Polizisten und Journalisten an. Zuvor hatten hatten etwa 3.500 Menschen friedlich gegen die Neuregelung protestiert.
PARIS afp/dpa | Wenige Stunden nach der [1][Verabschiedung des Gesetzes zur Legalisierung der Homo-Ehe im französischen Parlament] ist es in Paris zu gewalttätigen Protesten gekommen. Einige Demonstranten bewarfen Ordnungskräfte am Dienstagabend mit Gegenständen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur afp berichteten. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.
Den Berichten zufolge hatten am Abend zunächst etwa [2][3.500 Menschen friedlich] gegen die Neuregelung protestiert. Die Organisatoren der Demonstration hatten die Teilnehmer um kurz vor 22 Uhr via Lautsprecher aufgerufen, friedlich nach Hause zu gehen. Gegen 22.45 Uhr waren jedoch noch hunderte Demonstranten vor Ort.
Etwa 50 bis 100 von ihnen, einige von ihnen vermummt, provozierten die Ordnungskräfte, die den Zugang zur Nationalversammlung abriegelten, indem sie sie mit Knallkörpern, Flaschen und anderen Wurfgeschossen bewarfen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein.
Einige Randalierer setzten ihre Angriffe auf die Ordnungskräfte trotzdem fort. Sie bewarfen die Beamten mit Pflastersteinen, Absperrungen und Eisenstangen, die sie von einer Baustelle geklaut hatten. „Die Auseinandersetzungen sind extrem gewalttätig“, verlautete aus Polizeikreisen. Ein Beamter wurde demnach von einem Pflasterstein am Kopf verletzt .Erst nach 1 Uhr am frühen Mittwochmorgen habe sich die Lage beruhigt.
Auch Journalisten wurden von den Randalierern beschimpft, unter anderem als „Kollaborateure“, und auch tätlich angegriffen, wie die afp-Journalisten berichteten.
Die Nationalversammlung hatte das Gesetzprojekt zur Legalisierung der Homo-Ehe am Dienstag wie erwartet mit deutlicher Mehrheit angenommen. Vertreter der konservativen Opposition reichten sofort Verfassungsklage ein. Das Thema wird in Frankreich seit Monaten äußerst kontrovers diskutiert. Immer wieder kam es zu Demonstrationen [3][für und gegen] die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare.
24 Apr 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Französische Bürgermeister dürfen Homosexuellen nicht die Trauung verweigern. Das Verfassungsgericht lehnte eine Berufung auf die Gewissensfreiheit ab.
Einige französische Bürgermeister wollen Trauungen von gleichgeschlechtlichen Partnern verweigern dürfen. Der Verfassungsrat prüft das gerade.
In rund 100 Tagen soll es die Homoehe in Australien geben, stellt Regierungschef Kevin Rudd den Wählern in Aussicht. Doch da müssten auch die Konservativen mitmachen.
Kein Naturrecht mehr, keine Hinweise auf das Religiöse. Das Gleichstellungsurteil ist für Konservative wie Erika Steinbach oder Norbert Geis ein herber Schlag.
Die Gegner der Homo-Ehe geben keine Ruhe. Fast 300 Menschen wurden bei schweren Ausschreitungen nach einer Demonstration in Paris verhaftet.
Gouverneur Mark Dayton unterzeichnete am Mittwoch ein Gesetz, dass die Homo-Ehe in dem US-Bundesstaat legalisiert. Zuvor hatte dort ein harter Kulturkampf getobt.
Mit dem Gesetz für die Homo-Ehe erfüllt Präsident François Hollande sein Wahlversprechen. Religiösen und Rechten im Land passt das gar nicht.
Josef Göppel, CSU, ist für die Frauenquote. Für Befürworter wie ihn wird es am Donnerstag bei der Bundestagsabstimmung aber schwer.
Gleichgeschlechtliche Paare sollen gesetzlich gleichgestellt werden, entscheidet nun auch der französische Senat. Auch dem Adoptionsrecht stimmte der Senat zu.
Nach langer Verhandung hat der französische Senat für ein Gleichstellungsgesetz gestimmt. Darin werden Ehe und Adoptionsrecht für homosexuelle Paare geregelt.