taz.de -- Homosexuellen-Parade in der Ukraine: „Ein historischer Tag“

In Kiew gab es eine Premiere: Die Stadt erlaubte eine Homosexuellenparade – außerhalb des Zentrums. In Moskau endet eine Kundgebung mit Festnahmen.
Bild: Schwulen-Parade in Kiew: Mit Unterstützung aus München.

KIEW afp/dpa | Begleitet von einem massiven Sicherheitsaufgebot und Protesten von Gegnern haben in Kiew Schwule und Lesben die erste Homosexuellen-Parade in der Ukraine abgehalten. Trotz eines gerichtlichen Verbots fanden sich am Samstag etwa hundert Aktivisten zu dem rund 20-minütigen Marsch außerhalb des Stadtzentrums zusammen. Hunderte Polizisten waren im Einsatz, auch um die etwa 400 bis 500 Gegendemonstranten auf Abstand zu halten.

Die Teilnehmer der Homosexuellen-Parade schwenkten Regenbogenflaggen und hielten Transparente mit Aufschriften wie „Homosexualität ist keine Krankheit“ hoch. „Dies kann als ein historischer Tag betrachtet werden“, erklärte Mitorganisatorin Elena Semjonowa.

Auch eine Delegation aus München sowie Homosexuelle aus den Niederlanden, Dänemark und Norwegen marschierten mit. Die deutschen Teilnehmer hielten ein Plakat mit der Aufschrift „München grüßt seine Schwesterstadt Kiew“ hoch.

Angeführt wurde die Gruppe von dem dritten Bürgermeister der Stadt München, Josef Monatzeder. Er sei „überrascht“ über die massive Polizeipräsenz, sagte der Grünen-Politiker in einem Fernsehbericht. Auch die grüne niederländische Europaparlamentarierin Marije Cornelissen nahm an der Parade teil.

Die Zahl der Polizeibeamten vor Ort übertraf die der Aktivisten deutlich. Etwa 400 bis 500 Schwulen-Gegner, unter ihnen religiöse Aktivisten, versuchten, die Parade zu stören. Zwei von ihnen gelang es, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Sie und etwa zehn weitere Gegendemonstranten wurden festgenommen.

Einige Gegendemonstranten fielen auf die Knie und riefen „Schwule raus aus der Ukraine“. Die Organisatoren der Parade hatten den Teilnehmern zu bequemer Kleidung und flachen Schuhen geraten, damit sie leichter vor möglichen Angreifern fliehen könnten.

Nur außerhalb des Gerichts

Mit der Parade außerhalb der Stadtmitte reagierten die Teilnehmer auf die Entscheidung eines ukrainischen Gerichts, wonach in Kiews Zentrum am Samstag wegen eines Stadtfests keine Kundgebungen abgehalten werden sollten.

Bei der Stadtverwaltung gingen mehr als 500 Beschwerden über die geplante Homosexuellen-Parade ein. Mehr als 60 Parlamentarier unterzeichneten einen Aufruf für ein generelles Verbot von Homosexuellen-Veranstaltungen im Mai und Juni.

Nach Angaben der Veranstalter der Parade sind ein bis zwei Millionen der 45 Millionen Einwohner der Ukraine homosexuell. In der ehemaligen Sowjetrepublik hat die orthodoxe Kirche großen Einfluss, Homophobie ist weit verbreitet.

Festnahmen in Moskau

Auch im Nachbarland Russland riefen Aktivisten für Samstag zu zwei nicht genehmigten Kundgebungen für die Rechte Homosexueller auf. Bei dem Versuch, sich vor dem Parlament und dem Sitz des Bürgermeisters in Moskau zu versammeln, wurden die Demonstranten festgenommen, darunter der bekannte Aktivist Nikolai Alexejew. Laut einem Polizeisprecher wurden insgesamt 30 Menschen festgenommen, darunter auch Gegendemonstranten.

In Russland ist Homosexualität straffrei, die Behörden verbieten aber regelmäßig Schwulenparaden. Russlands Parlament berät derzeit über ein umstrittenes landesweites Verbot von „Homosexuellen-Propaganda“. Die Ukraine hatte vor kurzem zwei ähnliche Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht.

In Georgien gab es eine kleine Demonstration vor dem Sitz der Staatsanwaltschaft. Die Aktivisten forderten die Bestrafung der Verantwortlichen für die Störung einer Homosexuellen-Kundgebung am Freitag durch etwa tausende Ultra-Konservative.

26 May 2013

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