taz.de -- Kolumne Die Liebeserklärung: Ein Mann wie ein Schallschutzteppich

Thomas de Maizière konnte man überall einwechseln. Er war der Anti-Paranoiker mit Stil, Charme und ohne Drohne. Doch nun setzt er unsere Liebe aufs Spiel.
Bild: Der korrekte und der unkorrekte Thomas de Maizière – eins davon ist nur ein Zerrbild seines wahren selbst. Aber welches?

Kanther. Schily. Schäuble. Jahrelang Bedrohungslagen, Rufe nach mehr Sicherheit, mehr Fahndung, Raster, Kontrollen. Und dann zog Thomas de Maizière ins Innenministerium ein. Ruhig und gelassen. Ständige Terrorwarnungen? Das stumpfe nur ab.

De Maizière, so schien es, kann man überall einwechseln, der fällt einfach nie auf. Also, nie negativ. Der redet so lange, bis alle beruhigt sind – und macht dann, was die CDU halt so will. Kein Paranoia-Phrasendrescher. Kein Dummbatzpolemiker à la Friedrich. Sondern einer, der sogar in der Integrationsdebatte Versäumnisse einräumte.

Der Netzaktivisten zum Dialog einlud – bevor er dann von der Onlinedurchsuchung bis zur Visa-Warndatei einfach weitermachte wie bisher. Und keiner hasste ihn dafür. Weil er einem das Gefühl vermittelte, er würde wenigstens nachdenken, bevor er die falschen Entscheidungen traf.

Ein Mann wie ein Schallschutzteppich. Einer, dem man sogar zutraute, nach dem lautstark selbstdarstellenden K-T zu Guttenberg den Bundeswehrkarren aus dem Dreck zu ziehen. Oder es wenigstens so wirken zu lassen. Was schon in den letzten Monaten zunehmend schlechter geklappt hat.

Diese Sache mit den Drohnen, beteuert er jetzt, hätte er mangels Informationen so nicht kommen sehen. Ein geräuscharmes Fluggerät, das unter dem Radar vieler durchfliegt, unterwegs, um zielgenau heikle Missionen zu erfüllen und breite Flurschäden zu verhindern – vielleicht wollte de Maizière einfach, dass diese Maschinen funktionieren, die so Krieg führen, wie er Politik macht. Und hat deswegen nun auf laut rumpelnde Selbstverteidigung umgeschaltet.

9 Jun 2013

AUTOREN

Meike Laaff

TAGS

Drohnen
Thomas de Maizière
Netzpolitik
Innenminister
Politiker
Thomas de Maizière
Thomas de Maizière
Thomas de Maizière
Thomas de Maizière

ARTIKEL ZUM THEMA

Spitzenpolitiker in Deutschland: Die Bräsigen

Wer in Deutschland politisch hoch hinauswill, zeigt sich am besten handfest und öde. Oder wird es. Eloquenz und Glamour sind verpönt.

Kommentar Thomas de Maizière: In der Eindeutigkeitsfalle

Als Minister kann sich de Maizière nur halten, wenn er in der CDU zeigt, dass er einen Skandal meistern kann. Doch zwei große Fehler hat er schon gemacht.

De Maizière und die Drohnen-Affäre: Vereinfachung ist ein riskantes Spiel

Ich wusste schlicht nicht genug, verteidigt sich Thomas de Maizière in der Drohnen-Affäre. Die Opposition wettet dagegen. Der Einsatz ist hoch.

De Maizière und die Drohnen: „Schäbiges Verhalten“

Die Stimmen in der SPD, die einen Rücktritt des Verteidigungsministers fordern, mehren sich. Er selbst würde gerne noch vier weitere Jahre im Amt bleiben.

Kommentar De Maiziere: Der Luftikus

Einige hundert Millionen Euro hat der Verteidigungsminister für eine Drohne versenkt. Das Hauptproblem ist die zynische Normalität der Rüstungsbeschaffung.