taz.de -- Türkische Polizei unter Druck: Selbstmorde unter Einsatzkräften

Die Gewerkschaft der türkischen Polizei klagt über Dauereinsätze wegen den anhaltenden Protesten gegen die Regierung Erdogan.
Bild: Bis zu 120 Stunden am Stück seien Polizisten im Einsatz

ISTANBUL dpa | Die türkische Polizeigewerkschaft hat die Einsatzbedingungen bei andauernden Protesten gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert. Sie beklagt eine Überlastung der Beamten.

Sechs Polizisten hätten bereits Selbstmord begangen, zitierten türkische Medien am Sonntag Faruk Sezer, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Emniyet-Sen. Die Beamte seien zu 120 Stunden langen Dauereinsätzen auf den Straßen gezwungen worden.

Die Gewalt gegen Demonstranten resultiere auch aus der Gewalt, die die Polizisten selbst erfahren, sagte Sezer. Seine Gewerkschaft sammle Material, um Gerichtsverfahren gegen den Dienstherrn anzustoßen. Wegen der unverhältnismäßig brutalen Einsätze gegen Demonstranten ist die türkische Regierung international kritisiert worden.

Emniyet-Sen war im vergangenen Jahr gegen den Widerstand der Polizeiführung gegründet worden und hat nach eigenen Angaben vom April dieses Jahres mehr als 7000 Mitglieder.

9 Jun 2013

TAGS

Polizei
Protest
Recep Tayyip Erdoğan
Taksim-Platz
Istanbul
Schwerpunkt Protest in der Türkei
Resistanbul
Schwerpunkt Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
Resistanbul
Resistanbul
Taksim-Platz
Schwerpunkt Türkei

ARTIKEL ZUM THEMA

Proteste in Istanbul: „Das Ende der Toleranz“

Die Polizei stürmt am Morgen den Taksim Platz. Erdogan verteidigt das Vorgehen. Die Menschen im Gezi Park sind entsetzt.

Proteste in der Türkei: Freiheit mit langem Atem

Die AKP überlegt, die Parlamentswahlen um ein Jahr vorzuziehen. So könnte man den „Marodeuren“ eine Antwort an der Urne geben.

Unruhen in der Türkei: Werther im Gezi-Park

In Istanbul protestieren tausende Menschen. Der Umbau des Gezi-Parks in Istanbul – ist er ein Symbol für den Umbau der türkischen Gesellschaft?

Aufstand in der Türkei: AKP schließt Neuwahlen aus

Auch am Samstag ist der Taksim-Platz Ort des Protests gegen die Regierung Erdogan. Tausende Fußballfans sind hinzugekommen. In Ankara setzt die Polizei Tränengas ein.

Aufstand in der Türkei: Die Zeltstadt wächst weiter

In Istanbul und Ankara versammeln sich erneut tausende Menschen zum Protest gegen die Regierung Erdogan. In NRW-Städten kam es zu Solidaritätsdemonstrationen.

Unruhen in der Türkei: Kampf um ein Rechteck

Ein Architekt solidarisiert sich mit den Besetzern des Gezi-Parks. Er kritisiert die autoritär-religiöse Entwicklung des türkischen Staates. Jetzt lebt er in Angst.

Unruhen in der Türkei: Erdogan bleibt stur

Der Gezi-Park in Istanbul soll wie geplant umgestaltet werden, sagt Erdogan in Tunis. In Adana stürzte in der Nacht ein Polizist in eine Baugrube und starb.