taz.de -- Die Wahrheit: Fürze im Flugzeug

Neues aus Neuseeland: Viele Fürze riechen streng. Flatulenzforscher haben prima Ideen parat, wie Fluglinien das olfaktorische Übel in den Griff kriegen können.
Bild: Das Telefonieren mit Mobiltelefonen könnte in den USA bald auch in Flugzeugen erlaubt sein.

Es gibt so viele Vorzüge von Neuseeland, die kann man hier kaum aufzählen, aber muss sie doch öfters zur Rechtfertigung des eigenen Standortes anbringen. Von A wie „Angeber unerwünscht“, B wie „Beruf? Egal“ (mal was anderes als die ewig von mir gepriesene „Bikultur“), C wie „chronisches Entspanntheitssyndrom“ oder besser, „Chardonnay aus den Marlborough Sounds“ bis … – gut, ich hör ja schon auf. Zu Z fällt mir außer „zwanzig Millionen Schafe“ (gefühlte, in Wirklichkeit sind es nur acht oder zehn) eh nichts ein. Und die sind auch nur geschmort von Vorteil.

Nachteile gibt es selbstverständlich auch, die will ich gar nicht verschweigen. Also: Man darf keinen Pessimismus verbreiten. Die Australier nehmen uns nicht für voll. Unser Premierminister ist peinlich. Es gab ein paar Erdbeben. Rohmilchkäse ist verboten. Finde mal gute Lakritze. Aber der gravierendste Minuspunkt ist, dass man jedes Mal fliegen muss, um das Land zu verlassen.

Nach Fidschi oder Sydney ist das kein Problem, und zehn Stunden im Stau auf der Autobahn und ohne Bordfilm sind ja auch keine Freude. Richtung Europa wird die Luftreise jedoch schwer erträglich, und die steht mir gerade wieder bevor. Neuseelands größter Nachteil ist also nur einer ab dem Moment, wenn man Neuseeland verlässt.

Ich bin mittlerweile Profi, was die Bekämpfung von Jetlag und anderer Langstreckenübel angeht. Thrombosespritzen setze ich mit links. Lieber Melatonin statt Schlaftabletten. Bloß keine Zwischenlandung in den USA, die Kontrollen dort bringen dich um. Am Flughafen in Singapur kann man schwimmen gehen, also Badeanzug ins Handgepäck. Lesebrille, Schlafmaske, Ohrstöpsel. Ach ja, auch Stöpsel für untenrum wären nicht schlecht. Ich spreche hier nicht von Tampons, Leidensgenossen.

Was ich mir als Standardausrüstung an Bord wünsche, wird vielleicht wirklich bald erfunden. Denn endlich ist auch die Wissenschaft auf das aufmerksam geworden, was uns Transpazifikflieger dritter Klasse neben all den anderen Unannehmlichkeiten so quält: die Furzerei im Flugzeug. Einen ziehen zu lassen sei für die eigene Gesundheit besser, als die Gase einzuhalten, stellten dänische und britische Forscher vor Kurzem im New Zealand Medical Journal fest. Die Mitpassagiere sehen das sicher anders. Zumal in den Nichtraucherkabinen niemand mehr den Gestank übertüncht.

Die Studie brachte Unglaubliches zu Tage und einen Mythos zu Fall: Frauenfürze riechen strenger als die der Männer. Die Flatulenzforscher haben obendrein prima Ideen parat, wie die Fluglinien in Zukunft das olfaktorische Übel in den Griff kriegen können. Nein, nicht nur auf Bohnen im Bordmenü verzichten. Sondern Kohlefasern in die Sitze einbauen.

Auch Unterwäsche oder Decken, die den Geruch neutralisieren, sind angedacht. Am innovativsten erscheint mir jedoch das Halbkörper-Pupskondom: Gummihose mit einem Air-Bag, der die Gase auffängt. Darauf eine Freudenfanfare, aber bitte laut und kräftig – denn die leisen Fürze, die heimlich zischen, sind fieser. Auch alles bewiesen.

10 Jul 2013

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Anke Richter

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