taz.de -- Kommentar Netzneutralität: Röslers schlampige Arbeit

Beim Entwurf der Netzneutralitäts-Verordnung drückt sich der Wirtschaftsminister um klare Definitionen. So wird die Regelung nichts erreichen.
Bild: Ohne Netzneutralität wird manche Maus zur Schnecke.

Netzneutralität. Ein sperriges Wort, aber ein wichtiges Ziel: Die Gleichbehandlung aller Inhalte im Internet, egal von welchem Anbieter sie kommen. Damit hat das Thema durchaus Implikationen für die Meinungsfreiheit.

Die im April durch die Telekom angestoßene Netzneutralitäts-Debatte kam jetzt auch im Wirtschaftsministerium an. Dort entschloss sich Minister Philipp Rösler, heldenhaft für die Netzneutralität einzutreten und eine entsprechende Verordnung vorzulegen.

Dem Entwurf ist aber leider anzusehen, dass der Wahlkampf bei Röslers Überlegungen eine maßgebliche Rolle gespielt hat: Er befürwortet zwar Netzneutralität, wirft dann aber mit Begriffen um sich, ohne sie zu definieren. Je nach Interpretation könnte die Verordnung in ihrem jetzigen Zustand ein neutrales, diskriminierungsfreies Netz oder Bevorzugung eigener Dienste durch Internetanbieter ermöglichen.

Aber eine Regelung, die ihr eigenes Ziel nicht definiert, kann dieses auch nicht erreichen. Stattdessen wird sie zahlreiche Gerichtsverfahren verursachen, in denen man sich über Definitionen streiten wird. Nur, dass Rösler dann behaupten kann, er habe für die Verbraucher gekämpft. Bei der jetzigen Wortwahl sogar, ohne einem Konzern auf die Füße zu treten.

In einem Punkt hat Rösler allerdings Recht: Eine Verankerung der Netzneutralität ist nötig. Das komplexe Thema verlangt jedoch nach einer inhaltlichen Debatte und juristisch eindeutigen Formulierungen.

Hierfür müsste man sich Zeit nehmen, die das Wirtschaftsministerium im Wahlkampf nicht zu haben scheint. Nach der Anhörung am Mittwoch hat das Ministerium die Chance, den Verordnungsentwurf noch einmal gründlich umzuschreiben. Bleibt abzuwarten, ob man sich auch die Zeit dazu nimmt.

18 Jul 2013

AUTOREN

Katharin Tai

TAGS

Wahlkampf
Internet
Datensicherheit
Netzneutralität
Meinungsfreiheit
Philipp Rösler
Netzneutralität
Netzneutralität
Netzneutralität
Netzneutralität
Netzneutralität

ARTIKEL ZUM THEMA

Gesetzentwürfe zur Netzneutralität: Unklare Formulierungen

Nach herber Kritik an ihren Regeln zur Netzneutralität rudert die EU-Kommission zurück. Der Entwurf der Bundesregierung wird noch diskutiert.

EU-Gesetz zur Netzneutralität stockt: Digital ist doch nicht jeder gleich

Die EU-Kommission will die Netzneutralität jetzt offenbar doch nicht gesetzlich verankern. Das wäre schlecht für die Verbraucher.

Netzneutralität im Petitionsauschuss: Schwammig und unkonkret

Das Zwei-Klassennetz droht Wirklichkeit zu werden, auch wenn Netzaktivisten es bis in den Bundestag schaffen. Die Pläne der Regierung bestätigen alle Befürchtungen.

Verordnung zur Netzneutralität: Räuberleiter für die Telekom

Die FDP hat den Entwurf einer neuen Verordnung zur Netzneutralität veröffentlicht. Damit rechtfertigt sie das umstrittene Modell der Telekom.

Kommentar zur Netzneutralität: Die Telekom als Wegelagerer

Kurz vor Ende ihrer Amtszeit will sich die EU-Kommissarin um Netzneutralität kümmern. Mit erheblichen Einschränkungen zwar, aber immerhin.