taz.de -- Staatskrise in Ägypten: Diplomatie für gescheitert erklärt

Wende in Ägypten: Die vom Militär eingesetzte Regierung gibt den Vermittlungsversuchen des Westens keine Chance mehr. Die Schuld sehen sie bei den Muslimbrüdern.
Bild: Fest entschlossen: Seit Wochen protestieren die Anhänger Mursis gegen den Militärputsch und die eingesetzte Übergangsregierung.

KAIRO ap | Die ägyptische Übergangsregierung hält die westlichen Vermittlungsversuche zur Beilegung des Konflikts mit den Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi für gescheitert. Das teilte das Büro von Interimspräsident Adli Mansur am Mittwoch mit.

„Diplomatische Bemühungen sind seit heute am Ende“, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Schuld sei die Muslimbruderschaft, die auch die Verantwortung für die Konsequenzen trage.

Unter anderen hatten Bundesaußenminister Guido Westerwelle, US-Vizeaußenminister William Burns und die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton versucht, zwischen der Regierung und den Muslimbrüdern und anderen Mursi-Anhängern zu vermitteln. Mansurs Sprecher hatte bereits am Dienstag erklärt, der „ausländische Druck“ habe internationale Standards überschritten.

Das ägyptische Militär hatte am 3. Juli gegen den islamistischen Präsidenten Mursi geputscht, nachdem Millionen gegen ihn auf die Straße gegangen waren. Seitdem harren dessen Anhänger an mehreren Orten in Kairo und anderen Städten aus und fordern die Wiedereinsetzung Mursis als Präsident.

Die Regierung hat bereits in der vergangenen Woche angekündigt, die Lager zu räumen. Beobachter fürchten ein Blutbad, sollte die Regierung tatsächlich versuchen, die Proteste aufzulösen.

Bei Straßenschlachten zwischen Anhängern und Gegnern Mursis kam am Mittwochmorgen in Alexandria mindestens ein Mensch ums Leben. Fast 50 weitere wurden verletzt, wie aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautete.

7 Aug 2013

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