taz.de -- Kolumne Macht: Afrika, so oder so

Der Brand des Flughafens von Nairobi, dem wichtigsten Drehkreuz für Ost- und Zentralafrika, verweist nur auf Eines: Korruption.
Bild: Der Flughafen von Nairobi in Flammen.

Vor ein paar Tagen starrte die Welt fasziniert auf das lichterloh in Flammen stehende Abflugterminal des internationalen Flughafens von Nairobi. Ich war nicht nur fasziniert, sondern fassungslos: Insgesamt habe ich im Lauf der letzten 30 Jahre etwa einen Monat an diesem Flughafen zugebracht, das letzte Mal drei Stunden in der vergangenen Woche. Unsicher hatte ich mich dort nie gefühlt.

Schließlich konnte ich ja nicht wissen, dass auf dem Gelände lediglich drei statt der empfohlenen acht Löschfahrzeuge bereitstanden – von denen nur zwei funktionierten. Dass es zwar Hydranten gab, aber nicht genug Wasser. Weswegen das Fehlen einer Sprinkleranlage auch schon keinen Unterschied mehr machte. Nett, dass wenigstens einige Soldaten mit Eimern sich redlich mühten, das Feuer zu bekämpfen.

Kein Grund zur Aufregung, so ist Afrika halt? Ja, leider ist Afrika oft so. Aber es müsste nicht so sein. Längst nicht mehr. Es gibt inzwischen auf dem Kontinent eine Vielzahl hoch qualifizierter Fachleute aus allen Bereichen, besonders viele leben und arbeiten in Kenia.

Auf dem internationalen Flughafen in Nairobi, dem wichtigsten Drehkreuz für Ost- und Zentralafrika, werden jährlich sechs Millionen Fluggäste abgefertigt und mehr als 200.000 Tonnen Frachtgut verladen, darunter täglich Landwirtschaftsprodukte im Wert von 2,7 Millionen Euro. Das geschieht alles nicht zum Nulltarif, sondern dafür werden Landegebühren, Flughafensteuern, Serviceabgaben und alle möglichen anderen Zahlungen verlangt. Der Flughafen ist ein blühendes Wirtschaftsunternehmen.

Nach dem Großbrand hat US-Präsident Obama mit seinem kenianischen Amtskollegen Uhuru Kenyatta telefoniert und ihm Unterstützung angeboten, insbesondere Hilfe bei Übungen für den Katastrophenschutz. Wenn er das ironisch gemeint haben sollte, wäre es eine wunderbar elegante Gemeinheit. Aber es steht zu befürchten, dass er es ernst gemeint hat. Und das ist grotesk.

Kein Kenianer dieser Welt braucht Nachhilfe des Auslands für die Information, dass es nützlich ist, über Wasser zu verfügen, wenn es gilt, ein Feuer zu bekämpfen. Wenn das an einem Flughafen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht – und angesichts der notorischen Wasserknappheit in Nairobi eben auf Vorrat gekauft wird –, dann ist das keine Frage von Kenntnissen und Qualifikationen, sondern von der Bedeutung, die Verantwortliche dem Brandschutz einräumen. Offenbar haben sie ihm in Nairobi überhaupt keine Bedeutung beigemessen. Woran das wohl liegt?

Vorsorge kostet Geld. Manchmal gibt es auf eine einfache Frage eine nahe liegende Antwort. Die Mittel, die für den Katastrophenschutz hätten aufgewendet werden müssen, sind offenbar woanders hingeflossen. Möglicherweise ließe sich die Brandverhütung am besten mit dem Kampf gegen Unterschlagung und Korruption verbessern.

Wie effizient eine Verwaltung übrigens arbeiten kann, wenn sie nur will, hat sich jetzt ebenfalls in Nairobi gezeigt. Die Umleitung ankommender Maschinen klappte gut, und nur wenige Stunden nach dem Brand wurde am beschädigten Flughafen ein Notbetrieb wieder aufgenommen. Das Inlandsterminal wurde für den internationalen Flugverkehr geöffnet. Der Frachtverkehr lief reibungslos. Insgesamt funktionierte die Organisation. Andernfalls hätten ja hohe Verluste gedroht. Auch das ist Afrika.

9 Aug 2013

AUTOREN

Bettina Gaus

TAGS

Afrika
Nairobi
Kenia
Schwerpunkt Korruption
Rauchen
Schwerpunkt Rassismus
Wahlkampf

ARTIKEL ZUM THEMA

Kolumne Macht: Lasst uns Zigaretten verbieten!

Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen das Rauchen. Die Abneigung sprengt jede rationale Überlegung. Es gibt daher nur eine logische Konsequenz.

Kolumne Macht: Witze unter Freunden

Rolf Kleine, der neuer Sprecher von Peer Steinbrück, mag ein Rassist sein. Ein Recht auf Privatsphäre hat er trotzdem. Alles andere wäre totalitär.

Kolumne Macht: Wen wählt ihr eigentlich?

Die Bundestagswahl versinkt in einem Ozean von Gleichgültigkeit – weil es keinen Unterschied zwischen den Parteien gibt. Die Leute ärgern sich nicht mal mehr.