taz.de -- Innere Zweifel an Rot-Grün (3): Mindestlohn?

Der von Rot-Grün geforderte Mindestlohn von 8,50 Euro ist längst überfällig. Doch gerade für kleine Betriebe kann er das Aus bedeuten.
Bild: Vor allem für die Gastronomie ist der Mindestlohn ein Problem

Mindestlohn. Kriegen wir eine rot-grüne Regierung, käme ein gesetzlicher Mindestlohn. 8,50 Euro brutto die Stunde. Und flächendeckend. Das fordern SPD und Grüne, die Linke will sogar noch mehr. Ist einerseits dringend fällig, wo doch die Putzfrau aus Polen im Privathaushalt schon 9 Euro bekommt. Und das auch noch schwarz. Aber man muss die Folgen bedenken.

8,50 Euro die Stunde brutto als Pflichtlohn überall und der günstige Pizzaservice um die Ecke ist platt. Beim Pizzaservice kriegen die Jungs in der Auslieferung 5 Euro die Stunde. Obendrauf kommt immer noch das Trinkgeld vom Kunden. Das muss man mitrechnen in der privaten Dienstleistung, das Trinkgeld wird ja oft nicht mitgezählt. Dabei gab es auch in England die Debatte, ob man das Trinkgeld nicht mitrechnen müsse zum Mindestlohn.

Und außerdem muss man sehen: Vielleicht ist es für viele gar kein Drama mit dem Niedriglohn, weil sie sich ohnehin nur ein Zubrot verdienen. Zum Beispiel Tausende von Rentnern und Schülern, die für 5 Euro die Stunde Werbeprospekte von Rewe oder Edeka in die Briefkästen stopfen. Damit wäre Schluss. Was allerdings auch sein Gutes hat, vermüllen die Briefkästen doch weniger, wenn wir den Mindestlohn kriegen.

Aber was machen die HilfskellnerInnen in Berlin ? Der Bratwurstimbiss in Angermünde? Hat man überhaupt an die Ost-Bundesländer gedacht mit den 8,50 Euro Pflichtlohn? Oder müssen die Hilfsverkäufer und Pommesbräter dann auf scheinselbstständig machen oder schwarz jobben, weil kein Budenbesitzer die 8,50 Euro zahlen kann ? Vielleicht wird aber auch nur die Currywurst teurer. Höhere Verbraucherpreise, das trifft dann wieder die Armen.

Auf der anderen Seite: 7 Euro die Stunde für eine Verkäuferin sind eine Sauerei. Erst recht, wenn klar ist, dass die Frau niemals Hartz-IV-Leistungen bekäme, weil sie in einer Partnerschaft lebt. Mit den Billiglöhnen nutzt man die Lage von Millionen von Ehefrauen aus. In Frankreich leisten die sich 9,34 Euro brutto die Stunde als Mindestlohn. Da sollten wir uns nicht lumpen lassen. Es wird Zeit für den Großversuch.

18 Sep 2013

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Barbara Dribbusch

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