taz.de -- Kommentar Frauen und die Wahl: Weiblicher Konservativismus

Die Regierung Merkel hat der Opposition geschickt fast alle Emanzipationsthemen geklaut. Genug Themen für eine neue CDU-Familienministerin gibt's trotzdem.
Bild: Da geht noch ein bisschen was in der Familien- und Frauenpolitik für Kristina Schröders Nachfolgerin im Ministerium

Ein ungewohntes Bild am Sonntag in der „Elefantenrunde“ im Fernsehen: Auf der einen Seite sitzen Angela Merkel und Gerda Hasselfeldt von der Union, ihnen gegenüber der Grüne Jürgen Trittin, Bernd Riexinger von der Linkspartei und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.

Das ist neu: Die konservative Union, die mehrheitlich gegen die Frauenquote ist, Ehegattensplitting und das für Frauen und Kinder rückständige Betreuungsgeld hochhält, ist mit den beiden Politikerinnen komplett weiblich aufgestellt. Die Opposition dagegen, die mit der Forderung nach Geschlechtergleichstellung ein klassisch linkes Thema besetzt, schickt nur Männer.

Zusätzlich haben mehr Frauen als Männer der CDU ihre Stimme gegeben. Macht sich Emanzipation heute nicht mehr an den klassischen Trennlinien Links-Rechts sowie Frau-Mann fest? Ist die CDU inzwischen geschlechterpolitisch moderner als ihre politische Konkurrenz? Oder waren die Frauen von SPD, Grüne und Linke zumindest am Sonntagabend schlau genug, nicht öffentlich die Verliererrolle einzunehmen?

Die Regierung Merkel hat das geschickt angestellt: Über Jahre hinweg hat sie der Opposition fast alle Emanzipationsthemen geklaut: Kitarechtsanspruch, Vätermonate, Erziehungsgeld – hat Ursula von der Leyen in ihrer Zeit als Familienministerin durchgesetzt.

Bleibt damit für die Opposition nichts mehr zu tun? Kaum. Da wäre noch das vermaledeite Ehegattensplitting, das dringend reformiert gehört. Es gibt noch immer keine große Teilzeit, die Mütter als auch Väter favorisieren. Aber vielleicht gibt es ja in Kürze eine CDU-Familienministerin, die sich auch dieser Themen annimmt.

24 Sep 2013

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Simone Schmollack

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